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Kodifikation der geistlichen wie der weltlichen Rechtsame seiner Kirche beschäftigt. Wie er am Bauen und Wiederherstellen Freude hatte, so ließ er auch sein Lehenbuch, sein Statutenbuch, sein Brevier kunstvoll ausstatten und errichtete sich schon bei Lebzeiten ein Prachtgrab im Münster. Beim Klerus der Diözese galt er als ein strenger Herr, ja als ein Tyrann, der sich nicht scheue, arme Priester in Kerker und Ketten zu werfen und dort verschmachten zu lassen. Wie vortrefflich er aber aufzutreten und seine Herrschaft zu repräsentieren verstand, zeigt die Gunst, die ihm von König Friedrich zuteil wurde. Er war durchaus Verwaltungsmensch und Regent und als solcher von höchstem Werte für das Bistum, das unter seiner Leitung das Konzil, die Armagnakeneinfälle, die Kriege durchzumachen hatte. Aus der Sorge für dasselbe erwuchs nun auch seine außergewöhnliche Leistung als Mediator und Obmann. Er wollte soviel als möglich Ruhe haben im Lande, und da er dies Verlangen unterstützen konnte durch Geschäftsgeschick und Weltkenntnis, so bediente man sich seiner Hilfe gerne. Unaufhörlich sehen wir ihn nun sich betätigen, überall zum Frieden reden. Meist mit Rudolf von Ramstein zusammen, aber diesem sichtlich überlegen, wie denn auch die wichtigeren Geschäfte ihm allein zufielen.

Neutral war auch die obere Markgrafschaft.

Im übrigen aber hatte Basel sozusagen ringsum Feinde, und die Kriegführung mußte eine schwierige sein.

Zunächst jedoch handelte es sich um die Entscheidung einer innern Frage.


Der Gegensatz zwischen Rat und Gemeinde hatte sich schon im Herbste 1444 gezeigt. Je klarer man dann wurde über das Verhältnis Basels zu Oesterreich und über die Beteiligung der Herren am Armagnakeneinfall, um so entschiedener verlangte man nach dem Kriege mit diesen Widersachern. „Die gemein wolt kriegt haben“, schrieb Beinheim. Aber das Volk wußte, daß diesem Verlangen die Herren im Weg stünden, die im Rate stets zum Frieden redeten. Damit man kriegen könne, mußten diese Herren weichen.

Das erste Mittel, dessen sich die Führer dieser Bewegung bedienten, war das nie versagende der öffentlichen anonymen Denunziation. Man redete von Verrat, man schlug Briefe an, man nannte die Verräter mit Namen: den alten Bürgermeister Hans Reich mit seinem Sohne Peter, Henman Offenburg und seinen Sohn. Sie und alle Andern, die der Herrschaft Lehen tragen, seien Bösewichter und Fleischverkäufer, auch der Bischof halte es mit ihnen. „Sie haben Alle zusammen geschworen, den alten Schaden zu rächen. Sie gehen darauf aus, euch zu beschissen“ usw.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 575. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/594&oldid=- (Version vom 1.8.2018)