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gespürt; vor der Schlacht war ihre Avantgarde jenseits der Birs hauptsächlich auf Gebiet der Herren gelegen, nach der Schlacht der Streifzug gegen Waldenburg und Balstal rasch verbraust. Die Waldstädte sodann hatten sich loskaufen, Schwarzwald und Breisgau einen Einfall abwehren können; das Elsaß mußte die Truppen aufnehmen und unterhalten. Hier hausten sie nun den ganzen Winter lang mit Fangen und Rauben, mit Martern, Erstechen, Kehlenabreißen, mit Schändung der Frauen, Entehrung der Kirchen, mit all jenen Greueltaten, die in den Büchern der Basler Chronisten unter Schaudern und vielleicht doch nicht ganz ohne Schadenfreude registriert wurden. Im Frühjahr zogen sie allmählich davon; hinter sich ließen sie ein verwüstetes Land und eine Erbitterung, die nur auf diese Stunde gelauert hatte, um loszubrechen.


Hier haben wir die Feinde der Stadt ins Auge zu fassen. In der vordersten Reihe stehen alte Widersacher: Hans von Münstrol mit seinem Sohne Friedrich, Hans Münch von Landskron, Herman und Konrad von Eptingen, die beiden Mörsberger Brüder Peter und Konrad; der Letztere war Pfandherr zu Dattenriet, Peter Pfandherr zu Pfirt und Hubmeister der Herrschaft. Dieser erwies sich auf dem Schlachtfelde von St. Jakob und jetzt durch alle Jahre des Krieges als einer der unversöhnlichsten Feinde, als der Tätigste in Handstreichen und Ueberfällen. Ein andres Brüderpaar waren die beiden jungen Freiherren von Falkenstein, Hans und Thomas, der Vormundschaft noch nicht lange entwachsen und nun sofort bei den Entschlossensten im Kampfe wider Bauern und Städter.

Auch Edle reihen sich an, die bisher den baslerischen Dingen ferne gewesen waren, neue Gestalten, aber darum nicht weniger feindlich und schädlich; sie griffen weniger aus eigenen Gründen, als um der gemeinsamen Sache willen in den großen Streit ein. Solcher Art waren die beiden Thüringe von Hallwil, Vater und Sohn, solcher Art auch der stets neben diesen und mit ihnen wirkende Freiherr Wilhelm von Grünenberg. Er hatte früher abseits vom Oberrheine gelebt, seit 1430 aber, da er das Schloß Rheinfelden als Reichspfand erwarb, tritt er auch in diese Kreise ein; er ist schon hoch in Jahren, reich an Erfahrungen, gilt als Hauptträger der österreichischen Sache und zumal in den Augen Basels als „antreger, stifter und fürmünder des schweren überzogs des bösen volkes.“

Um diese paar Hauptfiguren her drängt sich in weitem Kreise ein dichter Schwarm von Rittern, die gierig den Anlaß ergreifen, sich im Kampfe wider die verhaßte Stadt zu versuchen, Herren, deren neue Namen nun

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 572. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/591&oldid=- (Version vom 1.8.2018)