Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/590

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jedenfalls hatte Basel in diesen letzten Monaten des Jahres immer stärkere Gewißheit erhalten über die Rolle, die König Friedrich und der benachbarte Adel bei der Invasion des Dauphins gespielt hatten. Je mehr Einsicht in diese heillosen Machenschaften gewonnen wurde, um so schärfer vollzog sich der Umschlag der Gesinnung. Die Folgen waren der Sturm gegen die Hohe Stube und sodann der große Adelskrieg.

Zunächst freilich herrschte Ruhe. Aber in der Stadt wie draußen sammelte sich diesen Winter durch der Haß in furchtbarer Stärke.

Die Edeln können Basel nicht verzeihen, Bundesgenosse der Eidgenossen geworden zu sein, die wider Gott Ehre und Recht die gnädige Herrschaft bekriegen und allezeit Feinde des Adels gewesen sind. Diesem Vorwurfe der Adelsfeindschaft entgegen stellt Basel seine Anschauung vom „löblichen Adel“ wiederholt fest. Ein Schwur, die Edeln zu vertreiben, sei weder durch die Schweizer noch durch die Basler getan worden; auch sei Basel dem Adel, der Gutes wirke und tue, von Herzen hold, habe auch nie etwas Anderes getan, als solchen Adel „gestärkt und gehandfestet“. Dagegen seien viele Edle in unsrer Gegend, die den Leuten das Ihre rauben, und gegen diese mit Strenge einzuschreiten sei Basel allerdings gewillt. So der Rat noch im Spätherbst 1444. Später anders: was seine Feinde wegen des Bundes mit den Schweizern ihm vorwerfen, weist er kurzen Wortes als Einmischung in seine Angelegenheiten zurück; über sein Verhältnis zum Adel äußert er sich nicht mehr; wohl aber erhebt er die bittersten Anklagen wider Diejenigen, die das fremde Volk zur Zerstörung von Leib und Gut der Basler hergebracht haben.

Merkwürdig, wie die Begriffe sich verschränken. Basel ist empört über die Bosheit und Untreue König Friedrichs, wirft ihm vor, die Schinder gerufen zu haben, wirft dem Adel vor, diesen die Wege gewiesen, die Schlösser geöffnet, die Stadt Basel verraten zu haben. Zur gleichen Zeit behandelt es seinerseits die ganze Angelegenheit der Schinder als eine abgetane Episode; es hat seinen Frieden mit dem Dauphin gemacht, läßt die Fremden bei sich verkehren, öffnet ihnen seinen Markt, holt unter ihrem Schutz sein Korn im Sundgau. Ohne deswegen je den Vorwurf gegen den Adel fallen zu lassen. Einen Vorwurf von unendlicher Bitterkeit, weil die Edeln den Dauphin und sein Volk als ihre eigene schwerste Plage verfluchen. Sie haben ihn aufgesucht und geladen und sehen jetzt mit Grimm, wie Basel, auf das sie die gierigen Scharen gehetzt, frei ausgeht, sie selbst aber alle Schrecken und Schmerzen zu dulden haben.

Das Basler Territorium hatte die Fremden verhältnismäßig wenig

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/590&oldid=- (Version vom 1.8.2018)