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fallen. Daß dies geschehen konnte, zeigt, wie sehr seine Zuversicht durch den Tag von St. Jakob erschüttert war.

Welcher Art aber waren nun seine Beziehungen zu Friedrich und dem Sundgauer Adel? Fürs erste ließ er die Armagnaken auf österreichischem Boden liegen, hier den überreichen Herbst dieses Jahres genießen und sich für den Winter einrichten. Auf ihre Weise! „Als sie ins Land gekommen waren, hatten sie sich noch bescheidentlich gehalten, sodaß ihrer die Leute fast froh wurden. Aber nach der Schlacht da brachen sie ein und nahmen den Leuten was sie hatten, und stießen sie hinaus und lebten mordlich mit ihnen und rissen ihnen die Kehlen ab und trieben großen Unfug mit den Frauen und Töchtern. Und es ward eine grausamliche Klage in dem Land über das böse Volk.“ Nicht die Bauern nur litten unter der furchtbaren Plage. Auch die Herren des Landes, die Edeln, wurden früh inne, welch schlimmen Gast sie geladen hatten. Schon bei den Verhandlungen in Altkirch fuhr der von Münstrol die Basler Gesandten zornig an: „Dies Unglück haben wir alles von euch! Gotts Blut, wir sind verdorben, ihr müsset auch verderben!“

Der wüste Rausch dieser Herren war rasch verflogen! Neben dem Aerger über die Mißhandlung ihrer Lande peinigte sie schon jetzt die Gewißheit, daß ihre Hoffnungen getäuscht seien, und das bittere Gefühl, in der gelenken Hand dieses fremden jungen Fürsten nur törichte Werkzeuge gewesen zu sein, die er jetzt achtlos bei Seite warf. Eine Art persönlichen Interesses hat der Dauphin höchstens an Burchard Münch genommen; der Tod des Bourgalemoine galt bei den Franzosen als einer seiner schweren Verluste. Aber wie weit ab standen auch in der Tat die kleinen Ritter des Sundgaus, mit all ihren Wünschen, mit all ihrem lauten Haß, von dem kühlen überlegenen Wesen, von der Bildung und politischen Denkart der Fremden, die jetzt als Herren des Landes walteten. Die tiefste Erbitterung gegen diese ergriff den eingeborenen Adel; in seinen Kreisen ward der Name Delfin verhaßt und schimpflich genug, daß ihn Herman von Eptingen seinem Hunde gab.

Hiezu kamen die Erfahrungen, die der Dauphin mit König Friedrich machte. Die Zusagen über Quartier und Verpflegung wurden nicht gehalten; von demselben Friedrich, der ihn hergerufen, erhielt er jetzt Vorwürfe, den deutschen Boden betreten zu haben, und die Aufforderung zur Räumung des Landes. Seine Antwort war, daß er vor den Ständen des Reiches zu Nürnberg am 14. September den ganzen Handel bloßlegen ließ, zur Schmach des Königs. Von diesem Moment an war ein

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/585&oldid=- (Version vom 1.8.2018)