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So kommt den Ensisheimer Konferenzen eine umfassende Bedeutung zu. Sie führten zur Erklärung eines Waffenstillstandes, der am 20. September beginnen und bis zum 9. Oktober währen sollte; er wurde später noch um zwölf Tage über diesen Termin hinaus verlängert.

Der Gang der Dinge ist überraschend. Auf die Schlacht und die allergefährlichste Bedrohung der Stadt mit Heeresgewalt waren Verhandlungen gefolgt; diese Verhandlungen, mit harten Vorwürfen und Forderungen des Dauphins beginnend, waren in ruhigerer Weise auf wiederholten Zusammenkünften weitergeführt worden; zuletzt wurde, als Vorbote definitiven Friedens, ein Waffenstillstand beredet und erneuert. So sehr die Bemühungen der Vermittler, zumal des Konzils, anerkannt werden müssen, haben als entscheidend für diese Entwicklung doch die eigenen Raisonnements des Dauphins Ludwig zu gelten. Wir versuchen, diese uns klar zu machen.

Zunächst konnte sich der Dauphin Oesterreich gegenüber aller weitern Verpflichtung zum Kriege mit den Eidgenossen enthoben erachten. Sowohl Farnsburg als Zürich waren in Folge der Schlacht durch die Belagerer freigegeben worden. Wenn der Dauphin überhaupt je an eine Invasion der innern Schweiz gedacht hatte, so lag hiezu nicht nur kein Anlaß mehr vor, sondern er mußte nach den bei St. Jakob gemachten Erfahrungen Bedenken tragen, nur dem Bauernhaß der österreichischen Ritter zu lieb sich mit seinem Heere in das Land hineinzuwagen und noch mehr Leute zu verlieren, als er schon verloren hatte.

Hinsichtlich Basels aber mußte der 26. August als verlorener Tag gelten, da der Plan eines Ueberfalles mißlungen war. Der dann für den Freitag angesetzte Sturm wurde aber gerne aufgegeben, als sich durch die Botschaft des Rates eine Möglichkeit zu eröffnen schien, der Stadt ohne Waffengewalt Herr zu werden. Die Präsumtion sprach keineswegs dagegen, daß die Basler dieselbe Widerstandskraft zeigen würden wie ihre Bundesgenossen. Und wenn ein Siechenhaus zu brechen solche Opfer kostete, wie teuer mußte die Eroberung dieser Stadt zu stehen kommen. Il ne prit pas la cité, car elle estoit trop bien gardée et défendue, weiß noch Olivier de la Marche zu berichten. Aber dieser Mut, dem gegenüber es der Dauphin auf keinen Sturm wollte ankommen lassen, fehlte auch bei den Verhandlungen nicht. Alle Dreistigkeit der französischen Unterhändler, ihre Verheißungen wie ihre Drohungen blieben ohne Wirkung. Ceux de Basle standen fest und zeigten sich bereit, für ihre Freiheit das Aeußerste zu wagen. Da wich der Dauphin zurück. Er ließ seinen Plan

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 565. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/584&oldid=- (Version vom 1.8.2018)