Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/580

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Brüglinger in späterer Zeit, nachdem alle Gefahr vorüber war: „Gott und seine liebe Mutter gab uns das Glück, daß wir nicht vollends hinauszogen. Sonst wären wir um Leib und um Gut gekommen und um Alles, das uns Gott je verliehen hat, und um unsre Stadt dazu.“

Wichtiger ist, daß Basels Fernbleiben von der Schlacht ihm von den Eidgenossen selbst nicht zum Vorwurf gemacht wurde. Wie freilich der gemeine Mann da und dort in den Tagen des ersten Schmerzes und Zornes urteilte, zeigen die ungeberdigen Reden, die Henman Offenburg kurz nach der Schlacht von Solothurnern zu hören bekam. Aber dies ist unerheblich der Tatsache gegenüber, daß eidgenössische Chronisten der Zeit auch nicht das leiseste Wort des Tadels für Basel haben.

Wir sind heute nicht berechtigt, mehr zu verlangen als die Beteiligten selbst.

Der Impuls, der die Bürgerschaft ergriff und durch sie auch den Rat hinriß, nicht in Erwägungen von Bundespflicht und Mahnung begründet, sondern aus lebendigstem Mitgefühl, aus Sympathie, Freundschaft, Hilfswilligkeit, aus derber Kampflust, aus Haß gegen Erbfeind und Fremde erwachsend, war mächtig und schön an sich. Er hätte die ganze Jugend und Mannskraft Basels den Eidgenossen im Kampfe wie im Tode beigesellt und der Stadt selbst den Untergang, freilich einen glorreichen Untergang gebracht. Aber er mußte im Gedanken an Freiheit und Bestand der Stadt niedergezwungen werden. Wenn Basel sich auf sich selbst und seine Verpflichtungen gegen das Konzil besann, die Eidgenossen ihrem Schicksal überließ, so war dies, wie die Verhältnisse lagen, das gebotene und einzig richtige Handeln. Dazu völlig im Einklang mit der Art Basels, wie sie durch Jahrhunderte sich dokumentiert. Wie der normale Basler Staatsmann später das Vorwärtsstürmen des Volkes beurteilte, das am Tage von St. Jakob Basel ins Verderben zu führen drohte, zeigen die Aufzeichnungen des Adelberg Meyer: „Darumb so hüete sich yederman vor solichem torlichen ylen one bevelch und rotschlag der oberkeit.“

Das harte Nebeneinander von Heldentum und ruhiger ermessender Klugheit ist freilich von stärkster Wirkung. Dies Verhalten Basels, so sehr es im Momente selbst als unzweifelhafte Pflicht gelten mußte, war doch auch Aeußerung eines durch seine ganze Geschichte gehenden Geistes und Wesens, und der Entschluß mußte diesen Führern jedenfalls leichter fallen, als einem sonst auf das Wagende und Weite gerichteten Regimente; im Gedanken hieran ist aber zu sagen, daß ein Staat, der immer so handelt, damit in politischen Dingen endgiltig auf Glanz und Größe verzichtet.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 561. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/580&oldid=- (Version vom 1.8.2018)