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In denselben Tagen fand zu Altkirch zwischen dem Dauphin und der Herrschaft die entscheidende Abrede statt. Und jetzt, da der Sundgauer Adel die Führung des Heeres übernahm und, in der Sorge um Farnsburg und Zürich, seine ungeduldige Hast auch den Geführten mitteilte, ging es rasch auf Basel zu. Plötzlich sah dieses die Gefahr vor seinen Toren.

Noch einmal, in der letzten Stunde, tat sich der Rat um Hilfe um. Er schrieb den Reichsstädten nach Nürnberg. Er sandte den Burchard Besserer zum Bischof nach Delsberg und ließ ihn um Bewaffnete bitten; aber der Bischof lehnte ab, da er seine Leute selbst brauchte. Der Rat sandte Boten auch nach Bern und Solothurn mit dem Begehren um schleunige Hilfe; Henman Offenburg und Mathis Eberler waren die Gesandten. Aber wir wissen nicht, welche Antwort ihnen wurde. Sie waren am 22. August von Basel verritten; gleichen Tages wendete sich der Rat nun auch an den Dauphin selbst.

Dieser war schon zu spüren gewesen. Seine Leute hatten Vieh und Pferde im Banne der Stadt geraubt, einige Basler, die sich hinausgewagt hatten, gefangen oder niedergestochen. Ein Häuflein Kriegsknechte, die durch Basel in Nürnberg angeworben worden waren und heranmarschierten, wurde durch Burchard Münch vor Kleinbasel überfallen; er schwemmte die Männer an Kähne gebunden durch den Rhein, daß Etliche ertranken. „Das bös verfluchte Volk richsnete vor Basel“, sagt Fründ.

Einen langen lateinischen, schön stilisierten Brief schrieb der Rat dem Dauphin. Aus jedem Satze klingt die bange Stimmung. Es ist nicht der Ton, in dem der Rat dem österreichischen Herzog oder dergl. zu schreiben pflegt.

Der Aufmarsch der französischen Armee vor Basel war in der Tat eines der größten Erlebnisse der Stadt. Was wollten die Truppen Oesterreichs und der wälschen Herren oder die Gefolge der Adligen, die sich bisher in den Fluren getummelt hatten, was wollten zumal die Miliz und die Söldnerkompagnien der Stadt selbst besagen gegenüber diesen Heerscharen, die gleich schweren Wetterwolken von Westen heraufzogen, gegenüber dem furchtbaren Ruhm der Fremden, ihrer Unerbittlichkeit und Wildheit, dem Geschick ihrer in großen Kriegen ausgebildeten Generale und Kapitäne?

Mit wohlgewählten Worten drückte der Rat sein Befremden über die ganze Invasion und über die Gewalttaten aus, die durch Leute des Dauphins vor der Stadt seien verübt worden. Er glaube, solches durch nichts an König Karl verschuldet zu haben. Sofern Anklage oder Feindschaft gegen ihn bestehe, bitte er, ihm dies zu eröffnen. Er ersuchte zugleich um Freilassung der Gefangenen, Rückgabe der geraubten Pferde usw.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 555. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/574&oldid=- (Version vom 1.8.2018)