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Zolles und Lotsenrechtes wurden anerkannt. Vielleicht hat der Wille Straßburgs hier den Interessen der rheinischen Konkurrentin entgegen gewirkt.

Die Größe der Versammlung, die Gründlichkeit der Behandlung zeigen, daß bei manchen Teilnehmern der aufrichtige Wille waltete, etwas Dauerhaftes zu Stande zu bringen. Aber dies war, wie die Dinge lagen, ausgeschlossen. Schon die Personen der Mediatoren selbst boten keine Gewähr für einen Frieden von Bestand. Die Prälaten des Konzils waren hier eine exotische und ephemere Erscheinung, ohne Kenntnis von Menschen und Dingen und vor allem ohne Autorität. Die Städte, die neben ihnen arbeiteten, konnten kaum als unbefangen gelten. Aber auch ein hinreichend mächtiger, benachbarter und doch unbeteiligter Fürst würde im jetzigen Moment als Vermittler wenig erzielt haben. Die Zeit war viel zu erregt und zu verwirrt, und ehe Friede werden konnte, mußten die Leidenschaften beider Teile sich ihres Wildesten und Bittersten im Kampfe entledigt haben. Blutiger verheerender Krieg, Erprobung und Erschöpfung der Kräfte bis zum Aeußersten war die notwendige Voraussetzung jedes Friedensversuches.


So beschaffen war dieser Spruch, der als „Rheinfelder Richtung“ bekannt ist. Trotz allem Aufwand von Sorgfalt etwas Nutzloses. In keiner Weise war die Lage abgeklärt. An Frieden glaubte kein Mensch, weder in den Lagern des eidgenössischen Krieges noch in Basel; die gewohnten Zänkereien dauerten fort. Und in alles dies hinein brach nun von außen her noch ein gewaltiges Neues. Schon geraume Zeit war von ihm da und dort die Rede gewesen; Götz Heinrich von Eptingen hatte in seiner Burg zu Pratteln drohend verlauten lassen, daß man ein großes fremdes Volk wider die Schweizer ins Land bringen werde.

Was seit Jahrzehnten als Gefahr einer Invasion von Westen her den Oberrhein ängstigte, was als Erinnerung an die großen Einfälle der Engländer vor siebzig, achzig Jahren lebte, wurde jetzt zu einer Tatsache, die in ihrer Furchtbarkeit jenes Alles übertraf. Schon im Zug der Armagnaken 1439 hatte sie sich angekündigt.

Am 28. Mai 1444, zu Tours, hatten Frankreich und England einen Waffenstillstand geschlossen. Dem gepeinigten Lande konnten endlich wieder Friede und Freude werden. Auf der Regierung aber lag die schwere Sorge, was nun mit den zahlreichen Soldtruppen, den in langem Kriegswerke völlig verwilderten, zuchtlosen Scharen zu beginnen sei. Von ihrem ersten Werber und Führer, dem Grafen Bernhard von Armagnac, führten sie den Namen der Armagnaken; das von ihnen geplagte Volk nannte sie

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 548. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/567&oldid=- (Version vom 1.8.2018)