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hievon, ein Gefühl von Verhängnis lebt unverkennbar in dem Adel selbst, bildet in seinen Reihen die düstern leidenschaftlichen Figuren Hans von Rechberg, Burchard Münch, Thomas von Falkenstein u. A., gibt ihm die unruhige erregte Stimmung, die ihn wiederholt zum engen Zusammenrufen der Standesgenossen in Rittergesellschaften, zum erbitterten Schlagen nach Außen drängt.

Das Ziel dieser Schläge war hier die Stadt, und in der Feindschaft gegen sie fanden sich Fürst und Edelmann willig zusammen. Für Beide war es ein Kampf, bei dem wichtige materielle Interessen auf dem Spiele standen, aber der hierüber hinaus noch etwas Größeres, das Einstehen für einen geschichtlichen Beruf war. Wie dies von Fürst und Adel gilt, so auch von der Stadt. Der Kampf, in dem diese Parteien nun ihre Kräfte zu messen sich anschickten, war ein Prinzipienkampf großer Art, der zur selben Zeit nicht nur hier, sondern auch anderwärts ausgetragen wurde.


Es ist schon darauf verwiesen worden, wie sehr das vierte Jahrzehnt unsrer Periode sich in seiner Ruhe von der Erregtheit der unmittelbar vorhergehenden Zeiten unterscheidet. Das Konzil scheint alle Kräfte zu absorbieren. Aber gerade das Konzil ist es auch, das Keime neuen Streites legt, die alte Zwietracht neu aufleben läßt. Ueberraschend plötzlich werden von beiden Seiten Klagen in Menge laut.

Wir haben uns dabei klar zu machen, daß die zwei getrennten und immer mehr zur Gegnerschaft gedrängten Mächte in vielen Beziehungen des Lebens auf einander angewiesen waren. Basel, in weitem Umkreis die einzige große Stadt, über dem Kreuzungspunkt der Verkehrswege gelagert, war in jeder andern als der politischen Beziehung die Beherrscherin dieser Lande, die Hauptstadt, sein Markt die Zentralstelle für Absatz und Austausch aller Produkte, seine Freiheit und seine Arbeit das ersehnte Ziel des Bauers. Hinwiederum schien Basel nicht leben zu können ohne die Ernten des nahen fruchtbaren Landes, ohne die stete Zuwanderung seiner Bewohner, ohne Freiheit von Handel und Wandel auf den Straßen.

In solcher Weise standen Basel und die Lande der Herrschaft zu einander. Aber weil die politischen Verhältnisse diesen natürlichen völlig entgegengesetzt waren, mußte gerade das enge Verflochtensein von Interessen zur Quelle des bittersten Haders werden. Und dabei hatte es Basel zwar im Großen allerdings mit der Herrschaft Oesterreich zu tun, im Einzelnen aber mit den Edeln, denen die sundgauischen Aemter verpfändet waren. Auch beim Kriege standen dann diese in der vordersten Reihe, und als

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/560&oldid=- (Version vom 1.8.2018)