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Mitten in diese Zustände hinein führt uns die Angelegenheit des Offizials Johann Gemminger. Dieser war dem Konzil durchaus zugetan gewesen und hatte dessen Sache gegen die Streitschriften des Bischofs Otto von Konstanz mit Entschiedenheit verfochten; dann finden wir ihn bei den Verhandlungen über Widerruf des Geleits als Gesandten tätig.

Von der zweiten Gesandtschaft scheint er nicht mit den übrigen Boten zurückgekehrt, sondern direkt von Graz nach Rom gereist zu sein, wohl im Auftrag und mit Instruktion des Bischofs Friedrich. Am 25. Juni, in Rom, erklärte er dem Papst Nikolaus in öffentlichem Konsistorium die Obedienz seines Bischofs sowie der Priesterschaft und der Bürger von Basel und der ganzen Diözese. Die Antwort des Papstes auf diese Botschaft, die er als „ein besonderes Geschenk der göttlichen Gnade, als eine vollkommene Gabe des Vaters alles Lichtes“ begrüßte, war eine Bulle vom 29. Juni; er nahm die Obedienz entgegen, empfing Bischof, Klerus und das Volk von Basel aufs neue in die Gnade des Heiligen Stuhles und hob alle über sie verhängten Sentenzen und Strafen auf.

Als Gemminger diese Bulle in Basel produzierte, brach der Lärm los. Deutlich zeigte sich, daß die Unterwerfung unter den Befehl des Königs keineswegs die Anerkennung des neuen Papstes bedeutet hatte. Weder beim Domkapitel noch insbesondere bei der Stadt. Vor den Domherren und dann wieder vor dem Rate mußte Gemminger eingestehen, ohne ihren Auftrag in Rom gehandelt und eine Obedienz erklärt zu haben, die sie niemals ausgesprochen hatten. Ob Gemminger in Rom als Intrigant oder nur vorlaut gehandelt, wissen wir nicht. Der Bischof, der ihm seinerzeit allerdings Aufträge für Rom gegeben hatte, wurde jetzt doch zum Einschreiten gegen ihn genötigt. Gemminger kam in Haft im Schürhof, auf Birseck, in Kunostor. Nachdem er frei geworden, ging er nach Rom und erhielt dort zur Tröstung das Amt eines Bullenschreibers.


Mit dem weiland Basler, nun Lausanner Konzil ging es übrigens rasch dem Ende zu. Es erklärte am 25. April 1449 seine Auflösung, nachdem Papst Felix schon am 7. April den Rücktritt erklärt hatte. Damit kam auch das Verhältnis Basels zum Papste von selbst ins Reine.

Wenn Basel jetzt die Bilanz der Konzilszeit zog, so mochte die momentane Empfindung eine trübe sein. Die wir das Ganze zu überblicken und auch die Wirkungen des Konzils auf die Stadt zu erkennen vermögen, urteilen günstiger. Der Gesamteindruck aber, den das Konzil hier hinterließ, war ein freundlicher, wenn auch elegischer. „Item das concilium

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 537. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/556&oldid=- (Version vom 1.8.2018)