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und ihnen geboten habe, auch ihr Geleit abzusagen, dies „wol und zimlich“ tun mögen und von Ehren und Rechtes wegen zu tun schuldig seien.


Am 15. Juni 1448 versammelte sich das Konzil zu seiner letzten feierlichen Session im Münster. In dieser beschloß es, daß das nächste Konzil längstens in drei Jahren zu Lyon abgehalten werden solle; zugleich wurde der Entschluß ausgesprochen, das jetzige Konzil keineswegs aufzulösen, sondern hier am Orte weiterzuführen; sollten sich dem Hindernisse entgegenstellen, so sei das Konzil nach Lausanne zu verlegen.

Es folgte noch die große bewegliche Schlußszene, im Refektorium des Barfüßerklosters, am 28. Juni gegen Abend. Von Seiten des Konzils waren gegen hundert Väter erschienen, aber der Arelatensis fehlte; Bischof Friedrich war zugegen mit einigen Herren des Domkapitels, vom Rate der Bürgermeister Rot, Offenburg, Besserer, Ospernell und Hans Sürlin, sowie die beiden Schreiber Künlin und Mecking. Als Sprecher der Stadt funktionierte Doktor Heinrich von Beinheim. Vor siebzehn Jahren hatte dieser an der Eröffnung des Konzils mitgearbeitet, jetzt fiel ihm namens der Stadt das letzte Wort zu. Er redete ausführlich, in sorgfältiger Darlegung der zwischen König und Stadt geführten Verhandlungen, unter wörtlicher Mitteilung der Schreiben und Erlasse, zuletzt mit Erwähnung des von den Räten gefaßten Beschlusses, sich zu fügen. Und „mit großem Unwillen“, „cum gravi animi dolore“ sagte er namens der Stadt dem Konzil das Geleit auf. Zwei Notare wohnten der Handlung bei und fertigten darüber ein Instrument. Nur als Zeugnis dessen, was seitens der Stadt geschehen war, hatte dies Instrument zu dienen; ein Protokoll würde auch die Antwort des Konzils enthalten, die jedenfalls an diesem denkwürdigen Abend nicht ausgeblieben ist.

Am 4. Juli sodann geschah der große Auszug des Konzils, mit sieben Wagen, zu Roß und zu Fuß. Sie begaben sich nach Lausanne; die Basler geleiteten sie mit bewaffneter Mannschaft bis Waldenburg. Am gleichen Tage noch, sofort nachdem sie die Stadt verlassen, befahl der Bischof die Konzilsbänke im Chor abzubrechen. Die Siegelform für die Bullen des Konzils war noch in Anwesenheit der Väter vernichtet worden.

Mit dem Beschlusse des Rates, sich zu unterwerfen, und mit dem feierlichen Akte zu Barfüßern war die Sache zwar formell geordnet, und das Konzil hatte auch tatsächlich sein Ende in Basel gefunden. Aber die Trennung der Geister dauerte fort. Priesterschaft wie Bürgerschaft parteiten sich zwischen Felix und Nikolaus.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/555&oldid=- (Version vom 1.8.2018)