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entging, wurde man in Basel aufs neue inne, wessen man sich von dem römischen Gegner zu versehen hatte. In manchem Basler mochte sich auch die Frage regen, ob das Recht wirklich auf Seite des Konzils sei.

Was Ahnungsvolles und Schweres in der Zeit lag, schien in einer die damaligen Menschen erschreckenden Weise seine Beleuchtung zu finden durch den am Fronleichnamstag 1447 geschehenen Raub des Sakramentes vom Hochaltar im Münster.


König Friedrich hatte dem Basler Rat schon durch Schreiben vom 22. November 1446 seine ernstliche Unzufriedenheit mit dem Treiben der „Väter zu Basel“ bezeugt und ihn aufgefordert, dagegen einzuschreiten. Der Rat war dem nicht gefolgt. Durchaus höflich erinnerte er den König an die von ihm selbst, von Albrecht und Sigmund dem Konzil gewährten Schirmbriefe und an sein eigenes Geleit; er wahrte die Freiheit des Konzils.

Eine Erwiderung vom Hofe erfolgte nicht. Aber in Basel vernahm man sehr wohl, wie die Dinge draußen in der Welt sich gestalteten; man hörte von den in Rom durch den König und einige Fürsten dem Papst Eugen abgegebenen Obedienzerklärungen, vom Tod Eugens, von der Wahl Nikolaus V., endlich von den wichtigen Abmachungen am Fürstentag zu Aschaffenburg im Juli 1447.

Die Wirkung dieser letztern ließ nicht lange auf sich warten. Ein vom 18. August datiertes Mandat König Friedrichs wurde Ende Septembers durch einen königlichen Boten dem Basler Rate präsentiert, gleich hernach auch an Münster und Rathaus angeschlagen. In diesem Erlaß teilte der König dem Rate mit, daß das von ihm dem Konzil erteilte Geleit widerrufen worden sei; er befahl, daß der Rat der Versammlung auch sein Geleit aufsage, bei Verlust aller der Stadt vom Reiche gewährten Gnaden; bis Martinstag müßten die Väter Basel geräumt haben.

Beim Konzil brachte dies Schreiben zuwege, daß eine Anzahl Deutsche sich fortbegaben. Der Rat stand in Ungewißheit, was zu tun sei. Es schien schwer, dem König nicht zu gehorchen, und nicht ehrlich, die dem Konzil gegebene Zusage zu widerrufen. Man saß nachdenklich über der Sache, auch im Großen Rate wurde sie verhandelt; zuletzt entschloß man sich zu einem Brief an den König, am 10. Oktober. In der Hauptsache war dieser der früheren Erwiderung gleich; durch eine Gesandtschaft wollte der Rat seine Sache noch mündlich vertreten lassen.

Er hoffte Zeit zu gewinnen und erwartete, daß sich inzwischen das Konzil selbst dazu verstehen werde, Basel zu räumen. An Aufforderderungen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 533. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/552&oldid=- (Version vom 1.8.2018)