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hatte das Konzil seine geistige Macht unzweifelhaft schwer geschädigt. Ohne einen solchen eigenen Papst würde es der Vertreter allgemeinen Protestes gegen Eugen geblieben sein; mit der Wahl schuf es ein Schisma, und in dem vergeblichen Ringen, die zufolge hievon versagenden Sympathien der weltlichen Mächte zu festigen oder neu zu gewinnen, sank es selbst immer tiefer.

Dem entspricht, daß diese letzten Jahre des Konzils auch für die Stadt nicht mehr viel bedeuten.

Nur wenige Einzelheiten können noch erwähnt werden, wie die Reformation des Barfüßerklosters und des Gnadentals, die das Konzil durchführte, und die fortdauernden Beziehungen zur Karthaus, die sich in verschiedenen Spenden des Papstes sowie seiner Kardinäle Otto von Catalonien und Georg von Vich äußerten. Auch das schöne und feierliche Gastgeschenk des Felix ist hier zu nennen: die Papstglocke des Münsters.

Das Wichtigste war aber der Besuch König Friedrichs im November 1442. Er kam auf Umwegen von Zürich, wo er „mit überschwenglichem Jubel der Bürgerschaft“ empfangen worden war und von ihr den Reichseid sowie den Schwur auf den österreichischen Bund entgegengenommen hatte. In Basel, dessen Krieg mit Oesterreich vor der Türe stand, begegnete er einer andern Stimmung, wenn auch der Rat ihm alle schuldige Höflichkeit erwies. Sein Besuch galt überhaupt weder der Stadt noch dem Konzil, sondern dem Papste, und auch diesem nur unter Vorbehalten. Jede offizielle Berührung mit dem Konzil vermied Friedrich, und den Felix besuchte er nur spät abends. In welcher Weise hier die Fragen des Konzils und der deutschen Neutralität verhandelt wurden, blieb geheim; der König soll ein Anleihen gemacht haben, und nach Enea Silvio war der Hauptgegenstand der Unterhaltung das Projekt einer Vermählung Friedrichs mit der Tochter des Papstes. Sofort nachher aber, am 16. November, verreiste der König. Tags darauf schied auch Papst Felix von der Stadt. Der König wendete sich nach Konstanz, der Papst nach Lausanne, wo er nun fürs erste seinen Hof einrichtete.

Aber mehr als diese Abreise des Papstes besagte der Weggang des Enea Silvio, der gleichfalls in diesen Tagen Basel verließ. Enea folgte dem König Friedrich. In dessen Diensten vollzog er den Uebergang von der Konzilspartei zum Anhang Eugens; er hauptsächlich hat dann auch den Ausgleich zwischen Eugen und Deutschland zu Stande gebracht, infolge dessen das Konzil vollends zu Grunde ging.

Uns beschäftigt hier noch dieser Ausgang.

Das Konzil ward immer schwächer, namentlich seit bald nach dem Weggange

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/550&oldid=- (Version vom 1.8.2018)