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übrigen vollzog sich die ganze Meßhandlung in vollkommener Ordnung und Weihe. Und nun folgte das Größte, die Krönung. Das Kyrie Eleison erklang; hoch vor dem Altare, im Angesichte des unermeßlichen Volkes, setzte Kardinal Ludwig von Arles dem Papste die kostbare Tiara aufs Haupt, in diesem mächtigsten Augenblicke seines Lebens die Frucht langer Mühen genießend. Alle Welt schrie Vivat papa und erhielt Ablaß.

Damit war die Handlung zu Ende, und der Festzug durch die Stadt geschah, ein Zug, wie Basel noch keinen gesehen hatte, keinen mehr sehen sollte. Er war so weit als möglich mit dem Ceremoniell ausgestattet, das in Rom jeweilen nach der Krönung die feierliche Besitznahme des Laterans durch den Papst umgab. Nach den in dichten Scharen den Zug eröffnenden Kriegsleuten und Dienern ritten die Edeln Basels, unter denen Graf Hans von Tierstein Alle an Größe überragte. Es folgte Herzog Ludwig von Savoyen mit dem Adel seines Reiches; er war in lang herabwallenden Goldstoff gekleidet; seine Räte und die unzähligen Herren in Gewändern von Gold und Purpur und im Schmucke von Edelsteinen miteinander wetteifernd; Trompeter, Pfeifer, Gaukler begleiteten die funkelnde Pracht dieser Gruppe. Ernst schritt hinter ihr der Basler Klerus mit den Reliquien. Es folgten zwölf schneeweiße Pferde unter roten Decken, dann der große Sonnenschirm in den römischen Farben rot und gelb, und hinter ihm, statt der an dieser Stelle vorgeschriebenen, nun aber fehlenden Seepräfekten der Kirche, die edeln Eremiten von Ripaille, des Papstes einstige Gefährten. An sie schloß sich das Konzil selbst, und an dieses das Allerheiligste, durch Johann von Ragusa zwischen zwei großen brennenden Leuchtern getragen, endlich den Aller Augen suchten, der Papst selbst, in der Tiara, unter goldenem Baldachin würdevoll einherreitend; sein Pferd führten zur einen Seite der junge Markgraf von Röteln, dem die reichen blonden Haare im Winde flatterten, zur andern der alte Konrad von Weinsberg. Sein Hofstaat folgte; hier ward Geld unter das Volk geworfen, die Gesandten der Fürsten und Städte und eine buntgemischte Menge schlossen den Zug.

Auf langem Wege durchzog diese Herrlichkeit die Stadt, und damit das römische Krönungsceremoniell sich in Basel völlig wiederhole, hatte auch hier eine Deputation von Juden sich dem Papste zu nahen und ihr Gesetz ihm zu überreichen. Beim Predigerkloster endigte der Zug; in ihm verbrachte der Papst die Nacht.


Basel besaß nun Konzil und Papst in seinen Mauern. Aber diese Vollständigkeit der Gewalt war nur eine scheinbare. Durch die Papstwahl

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/549&oldid=- (Version vom 1.8.2018)