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Basels bei Balstal die ersten Ehren erwiesen; in Liestal verbrachte er die Nacht. Bei der Katharinenkapelle vor dem Aeschentor empfingen ihn Konzil und Rat, vor dem Tore selbst Bischof Friedrich mit dem Klerus; in der Sonne strahlend waren die Reliquienbehälter aller Kirchen hier beisammen; daneben standen die Zünfte geordnet mit brennenden Kerzen und Fackeln. Und nun erfolgte der Einzug unter dem Geläute aller Glocken, auf vielmal gewendetem Wege durch die buntgeschmückten, von Menschen vollgedrängten Gassen. Schweres Gewölk hatte während des langen Marsches immer dunkler den Himmel gefüllt, und kaum war der Papst in das Münster getreten, so brach das Wetter los; Regengüsse strömten hernieder, scheuchten die Menge auseinander, löschten die Freudenfeuer, die allenthalben der Tageshelle zum Trotze loderten.

Das Quartier für Papst Felix stand im Hause des Heinrich von Ramstein hinter dem Münster bereit; der Rat hatte das Haus gemietet.

Was nun noch fehlte, war die Krönung. Die Kardinäle von Arles und von Varembon hatten mit dem Rat sachkundiger Prälaten die Vorbereitungen[WS 1] für diese Feier getroffen; sie wurde auf den 24. Juli, einen Sonntag, anberaumt. Am Tage zuvor kam Herzog Ludwig von Savoyen, des Papstes älterer Sohn, nach Basel; Jeder sah gerne seine angenehme Erscheinung, an der besonders die hellen Augen auffielen.

Da das Münster für die Veranstaltung zu klein war, verlegte man diese ins Freie auf den Platz. Hier erhob sich längs der Front des Münsters ein gewaltiges Gerüste, mit Tüchern überspannt zum Schutze gegen Sonne und Regen. Eine noch höhere Estrade am Ende dieses Gerüstes, neben der Statue des heiligen Georg, trug einen Altaraufbau.

Von allen Seiten war das Volk nach Basel geströmt, dem seltenen Schauspiel beizuwohnen. Man schätzte die Versammelten auf fünfzigtausend Menschen. Dem Münster gegenüber standen die Männer, zwischen Münster und Johanniskapelle die Frauen; alle Fenster waren besetzt, die Linden und Dächer saßen voll. Auf dem Gerüste vor dem Münster standen das Konzil, der Klerus, die Adligen, die Räte der Stadt, die Boten von Bern, Freiburg, Solothurn, Straßburg usw., viele hundert Menschen.

Endlich erschien der Papst. Er stieg zum Altar empor und beging hier die Messe, die erste seines Lebens, so weihevoll, ohne Zaudern und Irrtum, daß Alle ihn bewunderten. Seine beiden Söhne ministrierten ihm. Bei den Responsorien freilich sangen die Advokaten, die einen Chor zu bilden hatten und unter denen sich auch Enea Silvio befand, in so falschen Tönen, daß alle Zuhörer bis zu Tränen lachen mußten; aber im

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Vorbeitungen
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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/548&oldid=- (Version vom 1.8.2018)