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wie Städte suchten die Durchfuhr zu hemmen. Schlettstadt ließ die Basler Kornwagen umwerfen und zurückbehalten; Aehnliches tat Neuenburg.

Und nun die außerordentlichen Schwierigkeiten in der Stadt selbst: die Anordnungen für die Müller und Bäcker, die Regelung des Mahllohns, des Brotgewichts, des Brotpreises; der unaufhörliche Kampf mit Widerspenstigkeit oder Unterschleif. Im Frühjahr 1438 ließen die Müller sämtliche Mühlen auf einen Schlag stille stehen, um damit die Aenderung einer ihnen nicht genehmen Vorschrift zu erzwingen; aber es gelang ihnen nicht, sie wurden mit Verbannung bestraft. Unter solchen Verhältnissen herrschte die Teurung; im Sommer 1439 erreichte sie ihren Höhepunkt.

Die zweite der schweren Nöte dieses Jahres war der Einfall der Armagnaken ins Elsaß. Vom Wesen dieser Banden wird später zu reden sein; hier erwähnen wir nur rasch ihr erstes Auftreten.

Seit 1435 nahmen die Gerüchte von kriegerischen Ansammlungen im Westen festere Form an. Wiederholt kamen Warnungen von Straßburg nach Basel, man redete von dem Auftreten des „öden“ Volkes im Lothringischen, man redete immer ängstlicher von ihrem Näherkommen. Sie kamen in der Tat; sie brachen am 25. Februar 1439 in das Elsaß ein, etwa zwölftausend Mann zählend, alle beritten. Ein panischer Schreck ergriff die Bewohner; „es wurde ein großes Fliehen am Rheinstrom von Basel bis gen Mainz, wie man noch nie zuvor erfahren hatte.“ Die Feinde breiteten sich im Lichtenbergischen aus, dann rückten sie gegen Straßburg, und vor ihnen her ging die Kunde von ihrer Grausamkeit, ihrem Brennen und Morden, ihren Schandtaten. Sie zogen landaufwärts, in einem blitzschnellen Ritt bis Ensisheim. Niemand hier hatte sich eines so raschen Ueberfalles versehen. Ungestört zogen die wilden Scharen durch den Sundgau. Um Dammerkirch und Altkirch legten sie sich in den Dörfern fest, mahlten und buken. Denn das Korn, das Oesterreich den Baslern verleugnet hatte, fand sich in Fülle vor und kam dem Feinde zu gut.

In Basel rüstete man sich sofort. Man erwartete nichts Anderes, als daß die Fremden sich vor die Stadt legen und sie berennen würden; das Gerücht ging, daß sie vom Papst beauftragt seien, das Konzil zu sprengen. Auf allen Zünften wurden die Harnische gemustert. Die Türme erhielten Geschütze und Besatzungen, jedes der Haupttore einen Büchsenmeister; beim Spalentor ward ein Bollwerk aufgeführt. Dann sah sich Basel nach Helfern um. Aber dem Landvogt und den Herren mochte man nicht trauen, und auch den Städten im Elsaß nicht. In dieser Not, zum ersten Male der wahren Lage der Dinge völlig bewußt, den Wert

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 521. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/540&oldid=- (Version vom 1.8.2018)