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Auch die Physiognomie des Konzils selbst erscheint als eine veränderte. Eine Reihe markanter Gestalten der frühern Jahre fehlt jetzt; sie waren gestorben, hatten unter den Grabplatten des Münsters und der Karthause Ruhe gefunden nach dem Lärm der Sitzungssäle; oder sie hatten das Konzil verlassen, weil sie nicht mehr seine Wege gehen mochten; unter ihnen Männer wie Palomar, Simon de Valle, Nicolaus von Cusa, und vor allem Cesarini. Dieser war der Erste des Konzils gewesen; jetzt tritt als Haupt der Basler Opposition der Kardinal Ludwig von Arles hervor.

Das Konzil war Zunächst noch stark besucht; seine höchste Präsenzzahl wird aus dem Jahre 1439 gemeldet. Aber der großen Herren wurden neben den Uebrigen immer weniger.

Die Hauptdaten dieser Periode sind folgende. Am 31. Juli 1437 lud das Konzil den Papst binnen sechzig Tagen vor Gericht; dessen Erwiderung hierauf war am 18. September die Berufung eines Unionskonzils nach Ferrara, unter Auflösung der Basler Versammlung; am 1. Oktober, nach Ablauf der Frist, erfolgte seitens des Konzils die Contumazerklärung gegen den Papst, nachdem er, wie die Form verlangte, nochmals von den Stufen des Hochaltars und vor dem Portale des Münsters durch lauten Ruf zum Erscheinen aufgefordert worden war. Das Nächste, am 24. Januar 1438, war die Suspension des Papstes durch das Konzil; nachdem es sodann, um auch gar nichts zu versäumen, drei genau formulierte Sätze von der Autorität des Konzils über den Papst als Dogmen verkündet hatte, erklärte es den Papst Eugen, weil er diesen Wahrheiten hartnäckig widerstrebte, für einen Ketzer und beschloß seine Absetzung. Dieser Beschluß und seine Verkündung geschah im Basler Münster am 25. Juni 1439; die Versammlung bestand zum größten Teil aus Priestern und Doktoren; auf den Prälatenbänken saßen nur wenige Bischöfe. Da ließ, ehe die Sitzung begann, der Präsident Kardinal Ludwig auf die leeren Sitze der ausgebliebenen Bischöfe Reliquien niederlegen, die er aus dem reichen Heiltümerschatz Basels erhoben hatte, damit solchergestalt die Heiligen selbst an der Versammlung und an dem wichtigen Akte teilnähmen. Unter den Anwesenden bemerkte man den Grafen Hans von Tierstein als Vertreter des Protektors, den Bürgermeister Arnold von Rotberg, den Oberstzunftmeister Hans Sürlin und sonstige Herren des Rates.


Die Absetzung Eugens geschah unter den allerschwierigsten Umständen. Das Konzil handelte, wie einer seiner damaligen Führer meinte, sozusagen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 519. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/538&oldid=- (Version vom 1.8.2018)