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Erzbischof Bartolommeo Capra, an den Camaldulenser Ambrogio Traversari, an Correr, Aurispa, Landriano, Enea Silvio; auch Tommaso Parentucelli, der spätere Papst Nikolaus V., hat sich damals in Basel aufgehalten. Mag nun die Anwesenheit dieser Männer eine länger dauernde oder nur vorübergehende gewesen sein, so kam doch mit Jedem der ihm eigene Reichtum von persönlichem Wert, Kenntnis, Einfluß, Neigungen und Beziehungen, und, was wichtiger war, mit Jedem kam die neue Anschauung und Bildung, das Gefühl einer erweiterten und umgestalteten Welt. Sie erscheinen in Basel wie Gesandte, wie Eroberer, jedenfalls wie Fremdlinge. Ihre offizielle Tätigkeit ist aber diejenige des Geistlichen oder des Diplomaten, und wir erfahren nichts von ihrer sonstigen Wirksamkeit. Handschriftenfunde z. B., wie die berühmten des Poggio und seiner Freunde am Konstanzer Konzil, kommen jetzt kaum zu unserer Kenntnis. Wir vernehmen nur, daß Parentucelli einen Tertulliankodex, Correr einen Salvianus von Basel in die italienische Heimat sandten.

Wir sind ganz auf Vermutungen angewiesen, wenn wir aus der Anwesenheit dieser Männer in Basel etwas Bleibendes für die Stadt ableiten wollen. Vielleicht dürfen wir an die griechische Bibliothek erinnern, die Johann von Ragusa hier hinterließ; oder wir weisen auf einen Mann wie Beinheim, der mitten im Konzilsverkehr stand und zwanzig Jahre später bei Einrichtung der Universität in wichtiger Weise mithalf. Endlich Enea Silvio. Wie er über den Stand der Studien in Basel, die geistige Richtung der Basler dachte, blieb jedenfalls nicht unbekannt. Was er über diese Dinge schrieb, mögen er und Andre oft genug und laut genug auch gesagt haben. Er mußte vielleicht dafür büßen. Aber da und dort blieb wohl ein Stachel zurück oder auch eine Sehnsucht, ein Keim zum Leben. Und mit allgemeinen Bewegungen der Zeit konnte sich dann, als die Stunde gekommen war, eine ganz bestimmte, hier schon bestehende Anregung verbinden. Der Zusammenhang zwischen Konzil und Universität drängt sich der Betrachtung auf wie etwas Notwendiges.


Wir haben uns nur noch mit dem Schluß des Konzils zu beschäftigen, mit der auf die Beschlüsse von 1437 und 1438 folgenden Periode.

Was diese kennzeichnet, ist der Kampf des Konzils mit dem Papste, und dieser Kampf war aussichtslos, schon deswegen, weil der Papst den bessern Schein für sich hatte. Eugen hatte einen großen Frieden zu Stande gebracht, die beiden Kirchen geeinigt; die Basler stritten mit ihm über die Autorität, und ihr Werk war ein neues Schisma.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/537&oldid=- (Version vom 1.8.2018)