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einer der ersten Helfer des Abtes von Vezelay bei der Vorbereitung des Konzils, wurde in der zweiten Session, am 15. Februar 1432, zum Promotor ernannt. Als solchen finden wir ihn, bis zu seinem Rücktritt im Herbst 1436, also während der schönsten Jahre des Konzils, unaufhörlich und in eingreifender Weise bei allen Verhandlungen beteiligt. Sein Ansehen war ein großes; es kam im Jahre 1439 zum Ausdruck durch die ihm vom Konzil verliehene Doktorwürde geistlichen Rechts. Kein anderer Basler hat so intensiv beim Konzil mitgewirkt wie er; aber in diesen Leistungen tritt doch mehr sein Promotorenamt, als seine Person uns entgegen.

Viel individueller gibt sich Offenburg. Die 1430er Jahre zeigen ihn auf der Höhe des Lebens, reich an Gut und Ehren, inmitten der mannigfaltigsten Tätigkeit. Er ist beständig als Gesandter auf Reisen; er besorgt auch Privaten ihre Geschäfte; außer seinen reichen Pfandschaften machen sich die Lehen bemerklich, die er inne hat; auch Beziehungen zum französischen Hofe treten jetzt hinzu. Neben alledem seine älteste und stets noch fortdauernde Obliegenheit, die Mitgliedschaft im Basler Rate.

Merkwürdig ist an Offenburg die Mischung privater Betriebsamkeit und Erwerbskunst mit der Arbeit für das gemeine Wesen. Seine Geschäfte mit den Großen verliehen ihm ein Ansehen, das bewirken konnte, daß neben seinem persönlichen Gewinn auch ein Vorteil für die Stadt sich ergab, und daß er bei Gesandtschaften immer Erfolg hatte. Dies stärkte dann wieder seine Stelle daheim. Er war überall der Unentbehrliche. Daß er keineswegs auch der Geliebte war, beweisen die Ereignisse der 1440er Jahre; und eine merkwürdige Aeußerung des Enea Silvio zeigt, wie die Zeitgenossen des Offenburg diesen gelegentlich darum zu tadeln hatten, daß er in öffentlichen Angelegenheiten sich lässig zeige, während er in seinen Privatgeschäften der Beflissenste sei.

Seine seltene Schmiegsamkeit und Gelenkigkeit erprobte sich in diesen Jahren, da er im Verkehre der Stadt mit dem Konzil wie mit dem Kaiser den Mittelsmann zu machen hatte, zur gleichen Zeit aber auch dem Kaiser beim Konzil und dem Konzil beim Kaiser diente.


Welchen Ansprüchen des Konzils Basel zu genügen hatte, ist gezeigt worden. Die Gegenfrage gilt den Wirkungen des Konzils auf die Stadt.

Diese Frage kann nur zum Teil beantwortet werden. Der Einfluß, den all das Neue auf die Art Basels und seiner Bürger ausübte, ist nicht zu ermessen. Deutlich vor uns stehen nur die Schwierigkeiten, die sich täglich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 514. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/533&oldid=- (Version vom 1.8.2018)