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Dieses abseits liegende, vom Lärm des Konzils nicht berührte Kloster eignete sich in hohem Grade dazu, Einzelnen einen Verkehr höherer Art zu ermöglichen. Die Karthause war zu jener Zeit das jüngste, zugleich das innerlich vornehmste Kloster in Basel. Sein Prior Albert Bur von Utrecht vertrat die Gemeinschaft in vorzüglicher Weise. Die Gebäulichkeiten waren noch unfertig und boten die mannigfaltigste Gelegenheit zur Munificenz.

Man hat den Eindruck, daß einzelne Konzilsherren sich wie verpflichtet fühlten, an der gastlichen Konzilsstadt Vergeltung zu üben, und dies am schönsten hier in der Karthause tun zu können glaubten. Wir finden eine so eifrige Betätigung dieser Art, daß später in der Erinnerung der Mönche die Jahre des Konzils als eine glänzende, unvergleichliche Zeit lebten.

Als Kardinal Cesarini im Februar 1435 mit der Entwerfung umfassender Reformvorschläge beschäftigt war, suchte er für diese Arbeit die Stille der Karthause auf. Der Kardinal Otto von Catalonien verfaßte für die Karthäuser einen Mondkalender und erklärte seinen Gebrauch dem ganzen Konvente. Alljährlich am Gründonnerstag fand sich Bischof Aymo von Grenoble drüben ein und wusch den Brüdern die Füße. In so ansprechender Weise tritt uns dieser Verkehr entgegen; seine äußern Dokumente waren die reichen Leistungen für Bau und Ausstattung des Klosters. An der Sakristei, den Kreuzgängen, einzelnen Zellen, an Altardecken, Bildern, Kandelabern, Büchern haftete das Gedächtnis dieser Benefaktoren, der Kardinäle Cervantes, von Arles, Albergati, von St. Eustach, der Bischöfe von Worcester, von Vich usw. Das Schönste waren die Glasgemälde in den Kreuzgängen; durch eine Scheibe sich hier ein Denkmal zu sichern, scheint unter den Prälaten zum guten Ton gehört zu haben, und es entstanden jene in reichster Bilderpracht glühenden Fensterreihen, die als Schmuck der ernsten Kirchhöfe und Wandelgänge das Andenken einer großen Zeit noch lange festhielten. Auch als Ort der Bestattung war die Karthause bevorzugt; sie wurde zur Hüterin der Gräber der Bischöfe von Rochester, Worcester, Utrecht, Como, des Kardinals von St. Eustach und vieler Anderer, deren stille Anwesenheit von nun an die Welt der Mönche bereicherte.


Wie hier die persönlichen Beziehungen einzelner Konzilsglieder, so sind ihnen gegenüber als Vertreter des städtischen Wesens zwei Männer zu erwähnen: Heinrich von Beinheim und Henman Offenburg.

Beinheim, Offizial des bischöflichen Hofgerichts, schon im März 1431

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/532&oldid=- (Version vom 1.8.2018)