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Das Konzil war in zwei Parteien getrennt, und jede derselben behauptete, das legitime Konzil zu sein. In die bis dahin so bewußt und so imponierend auftretende Versammlung war das Zerwürfnis getragen, das zum Siege des Papsttums führen mußte. Und zuletzt fiel der Entscheid in Byzanz. Hier erwiesen die Päpstlichen, wie sehr sie den Theoretikern des Konzils auf dem Felde diplomatischen Kampfes überlegen waren. Umsichtig, praktisch, rücksichtslos, keine Mittel scheuend gelangten sie zu ihrem Ziele. Sie verstanden es, die Griechen vom Konzil ab und auf ihre Seite zu ziehen, für Abhaltung des Unionskonzils nicht in Basel, sondern in Ferrara zu gewinnen. Damit hatte Papst Eugen gesiegt.

Wie sich nunmehr die Dinge entwickelten, zeigen die folgenden Daten:

Am 31. Juli 1437 zitiert das Basler Konzil den Papst; am 18. September 1437 verkündigt der Papst die Auflösung des Basler Konzils und die Berufung des Unionskonzils nach Ferrara. Am 8. Januar 1438 wird das Konzil zu Ferrara eröffnet, am 24. gleichen Monats die Suspension Eugens vom Amte durch das Basler Konzil erklärt. Am 25. Juni 1439 spricht das Basler Konzil die Absetzung des Papstes Eugen aus; am 5. Juli kommt in Florenz die Union mit den Griechen zustande.

Die einfache Gegenüberstellung dieser Beschlüsse sagt genug.


Die Physiognomie einer Konzilsstadt wird durch Ulrich von Richental in seinem Buche über das Konstanzer Konzil geschildert; wir dürfen annehmen, daß Manches hievon auch für Basel zutreffe.

Vor allem fällt in die Augen das Ueberfüllte und Gedrängte. Die Gassen erscheinen stets als zu eng für die sich stauenden Mengen; des Nachlaufens in Masse „durch wunders willen“ ist kein Ende; aber auch wenn nichts Auffallendes geschieht, ist die Stadt übervoll von Menschen.

Die Händler und Handwerker haben sich nur zum kleinsten Teil in Häusern eingemietet; ihre Tische stehen überall in den Gassen. Die innere Stadt bietet dauernd das Bild eines großen Jahrmarktes.

Zwischen diesem Treiben erblicken wir die Konzilsmenschen aller Grade und Würden. Sie gehen ihren eigenen Geschäften nach. Hinter den Arbeiten der Kommissionen und Versammlungen regt sich eine ruhelose Geschäftigkeit, die mit ihrem oft lauten Wesen die ganze Stadt erfüllt, auch auf der Straße sich zeigt. Ueberall kann man die Väter stehen sehen, debattierend und gestikulierend, vor dem Münster, vor dem Predigerkloster, unter den Türen ihrer Wohnungen. Und in diesen selbst gehen dann die Verhandlungen weiter. Was Fillastre vom Treiben in Konstanz zu sagen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/528&oldid=- (Version vom 1.8.2018)