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Jetzt sah man auch am Weihnachtstage, früh um ein Uhr, den Kaiser vor dem Altar des Münsters stehen, das blanke Schwert in der Hand, und den Gesang des Weihnachtsevangeliums anstimmen; ebenso eindrücklich war der Anblick, da er am Gründonnerstag 1434 bei den Johannitern öffentlich kommunicierte; „Gott gebe, das im und aller kristenheit nütze sie,“ meinte Einer der Anwesenden.

Den fröhlichen Sigmund hinwiederum, den Freund der Frauen und der Feste, finden wir bei den Turnieren, die Ende Dezembers 1433 und in der Fastnacht 1434 auf dem Münsterplatz abgehalten wurden; an sie schloß sich gewöhnlich Bankett und Ball im Hause zur Mücke; da sah man die schönen Frauen Basels, die einen mit weiten goldenen Halsketten oder mit Perlenschnüren geschmückt, die andern in goldgezierten Hauben, deren lange Zacken bis auf die Brust herabreichten. Die Herren waren gekleidet in Goldtuch und Seide und trugen an den Gürteln Glöcklein, die beim Tanze so laut klangen, daß man daneben die Instrumente kaum hörte. „Und immer war der Kaiser dabei.“

Weiterhin die Ceremonien voll kaiserlicher Würde, wie die Belehnungen des Markgrafen von Baden und des Herzogs René von Anjou, auf einer Estrade vor dem Münster, oder die ebenda vollzogene Investitur des Bischofs von Bamberg. Natürlich schlug der Kaiser in Basel auch Ritter: den Venezianer Gesandten Giovanni Francesco Capodilista am 3. Februar unmittelbar nach der Session, in der die Adhärenz Eugens verkündet worden war; bei ändern Anlässen „den Hofmeister von Bern, den Stüssi von Zürich und ander vil buren, das dem adel nit wol geviel.“

Die Gesandtschaft Sultan Murads, die dieser, nachdem er in Ungarn eingebrochen, zur Wiederherstellung des Friedens an Sigmund abgeordnet hatte und die vor ihm in Basel erschien, war jedenfalls das ungewöhnlichste dieser Schauspiele; sie überbrachten dem Kaiser als Geschenke zwölf Pferde von schönster grauer Farbe, zwölf goldgewirkte Tücher, zwölf Wurfmaschinen, zwölf reichgekleidete Jünglinge, zwölf silberne Krüge usw.

Für uns von Wichtigkeit ist die Wirkung aller dieser Dinge auf die Stadt. Es handelte sich um Vorgänge, die für den einzelnen Bürger wie für die Gesamtheit und die Behörden unvergeßbar sein mußten, abgesehen von der großen Arbeit und den sehr erheblichen Kosten, die sie verursachten.

Die tausend Gulden, „Rheinblümlein“, die der Rat in einem vergoldeten Becher dem Kaiser überreichte, konnten als Gastgeschenk oder als besondere Ehrung wegen der Kaiserkrone gelten. Außerdem aber hatte die Stadt noch zu schenken dem Erbmarschalk Haupt von Pappenheim, der unersättlichen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/524&oldid=- (Version vom 1.8.2018)