Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/520

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Am 18. Dezember 1432, dem Jahrestage der von Papst Eugen verkündeten Auflösung des Konzils, hatte dieses den Papst aufgefordert, seine Auflösungsbulle zurückzunehmen, den Kardinalen und andern Geistlichen der Curie befohlen, sich beim Konzil einzufinden; alle von Eugen zum Nachteil des Konzils vorgenommenen Ernennungen nichtig erkannt; dem Papste verboten, irgend ein Eigentum der römischen Kirche zu veräußern oder neue Auflagen im Kirchenstaate auszuschreiben.

Diese Beschlüsse zeigten aufs deutlichste, welche Stellung das Konzil gegenüber dem Papst in Anspruch nahm. Dennoch schien Eugen sich fügen zu wollen. Von seinen Feinden im Kirchenstaate bedrängt, andrerseits durch die Gesandten der Kurfürsten beeinflußt, sprach er am 14. Februar 1433 die Anerkennung des Konzils aus, mit gewissen Einschränkungen. Aber das Konzil verlangte unbedingte Anerkennung.

Hier nun setzten die Bemühungen Sigmunds für den Frieden ein. In Rom, wo er am 31. Mai die Kaiserkrone empfing, unterhandelte er mit dem Papst und sandte Botschafter um Botschafter nach Basel. Aber das Konzil schritt auf seiner Bahn vorwärts; am 19. Juni forderte es den Papst unter Androhung der Suspension auf, binnen zwei Monaten das Konzil unumwunden anzuerkennen. Die Publikation dieses Dekretes sollte in einer Session am 13. Juli geschehen. Die Tags vorher nach eiliger Reise angekommenen Gesandten des Kaisers, ferner der Protektor sowie die von Sigmund dazu aufgeforderten Ratsherren von Basel selbst, verwendeten sich dringend für nochmalige Verschiebung; aber ihr Begehren wurde abgelehnt, jeder Protest stürmisch zu Boden geschrieen, das Dekret durch den Bischof von Leictour mit seiner gewaltigen, alles Getöse übertönenden Stimme verlesen und publiziert. Die Gesandten des Papstes verließen Basel sofort. Zum Kaiser eilten mit der Nachricht Bischof Johann von Chur und im Auftrage des Konzils selbst sowie des Protektors Henman Offenburg.

In Rom hatte Offenburg nicht nur mit dem Kaiser, sondern auch mit Papst Eugen zu tun. Er selbst erzählt, wie der durch das Vorgehen des Konzils aufs höchste gereizte Papst ohne weiteres entschlossen war, die Stadt Basel, den Sitz dieser Versammlung von Rebellen, bis ins vierte Glied zu verfluchen; aber Offenburg, die Sache des Konzils von derjenigen der Stadt scheidend, wußte Basel beim Papste in einer Weise zu vertreten, daß sich dieser daran genügen ließ „und mir gar gnädig ward und gnädigklichen tett.“

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/520&oldid=- (Version vom 1.8.2018)