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Neben dieses Kirchliche trat, durch das Konzil geweckt und herbeigezogen, auch noch eine Fülle von sonstigem Staunenswerten.

Einmal die Versammlungen neben der Versammlung. So war von Abhaltung des Cistercienserkapitels in Basel im August 1432 die Rede; und im Juni 1435 kamen hier die Benediktiner der ganzen Mainzer Provinz zusammen, freilich nicht in dem zur Provinz gehörigen Kleinbasel, wie anfangs beabsichtigt gewesen war, sondern im Predigerkloster.

Zu beachten ist auch, wie Ereignisse, die draußen in der Welt geschahen, hier Widerhall fanden. Die Krönung Sigmunds zum Kaiser wurde durch Geläute, Feuer, eine große Prozession des Konzils, an der alle Zünfte mit ihren Kerzen teilnahmen, gefeiert; in ähnlicher Weise die Niederlage Prokops vor Pilsen im Mai 1434. Die Friedensbotschaft von Arras begrüßte das Konzil mit Geläute aller Glocken; die Franzosen zündeten Freudenfeuer an, und am Sonntage darauf, dem Tag ihres Patrons St. Denys, nach der Messe im Münster, bezeugte in ihrem Namen der Erzbischof von Lyon auf feierlichste Weise dem Konzil den Dank für seine Bemühung um den Frieden; Alle waren voll Freude, nur die Engländer blieben diesen Akten ferne. Mit festlichem Glockenklang nahm die Stadt des Konzils auch die Nachricht auf, daß Papst Eugen wieder Herr seiner Stadt Rom geworden sei, im November 1434, und als die Meldung von einem Siege des Herzogs von Mailand über die Venezianer kam, ließen der Erzbischof von Mailand, der Bischof von Como und andere lombardische Prälaten Nachts auf der Gasse vor ihren Wohnungen Feuer lodern und die Musikanten aufspielen.

Von der breiten Pracht und der Würde der Formen, in denen dies ganze Wesen sich bewegte, machen wir uns kaum genügende Vorstellung. Nur gelegentlich erhalten wir einen Einblick. So etwa durch die für die Sessionen geltende Ordnung, oder durch die Vorschrift, wie viele Diener einem jeden Prälaten voranschreiten dürfen: einem Kardinal höchstens zehn, einem Patriarchen acht, einem Erzbischof sechs usw. Anlaß zur Entfaltung von Pomp boten vor allem die Einritte hoher Konzilsteilnehmer und Botschafter; unter diesen der schönste und größte war wohl der in fremdartigem Prunk geschehende Einzug des kastilianischen Gesandten, mit den aufs kostbarste gerüsteten zahlreichen Dienern und Lanzenträgern und Pagen, mit Maultieren, die silberne Hauben trugen, mit einem auf maurische Art gekleideten Herold, mit vierzehnhundert Pferden usw. Auch an einzelne Szenen ist zu erinnern, wie die Exequien des Königs Wladislaw von Polen, der Herzogin von Bretagne, des Königs von Portugal; an die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/517&oldid=- (Version vom 1.8.2018)