Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/513

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Als Vertreter des Königs befand sich beim Konzil der Protektor, der Schirmvogt, dessen Aufgabe die des vom König zugesagten Schutzes und im allgemeinen die Repräsentanz königlicher Macht gegenüber Kirche und Papst war.

Zu dieser Würde war durch Sigmund im Oktober 1431 Herzog Wilhelm von Baiern-München ernannt worden; er traf am 3. Februar 1432 in Basel ein. Wir finden ihn in den nächsten Jahren beinahe unausgesetzt hier anwesend; als er im Juni 1432 rheinabwärts verreiste, ernannte er zu seinem Vertreter den Markgrafen Wilhelm von Hochberg. Im August 1433 sodann, als Herzog Wilhelm den Kaiser zu begleiten hatte, überließ dieser den Schutz des Konzils dem Rate der Stadt. Im September 1435 starb Herzog Wilhelm; schon ein Jahr vorher hatte Sigmund mit seiner Vertretung beim Konzil den Markgrafen Friedrich von Brandenburg betraut, im Januar 1436 den Markgrafen Wilhelm von Hochberg und den Smasman von Rappoltstein. Nach Sigmunds Tode wurde Schirmherr zu Basel der vielgenannte Konrad von Weinsberg, als dessen Stellvertreter gelegentlich Graf Hans von Tierstein erscheint.

Es ist von Interesse zu wissen, an welchen Orten der Stadt die Versammlungen stattfanden.

Der über der St. Nikolauskapelle beim Münster gelegene Sitzungssaal des Domkapitels sah die ersten Anfänge des Konzils. Hier hatte der Abt von Vezelay schon am 4. März 1431 den Basler Klerus zusammengerufen und ihm das Konzil angekündigt; hier fand sodann am 23. Juli, durch wenige Teilnehmer, die Eröffnung und Stabilierung des Konzils statt. Die Erinnerung an jene Zeit lebt noch heute im Namen des Raumes, des „Konziliensaales“, fort. Nach jenen ersten denkwürdigen Versammlungen haben in diesem Saale wiederholt Sitzungen von Ausschüssen und Konferenzen aller Art stattgefunden. Hier sind die Dekrete des Konzils aufbewahrt gewesen; hier hat am 2. November 1433 Gregor Heimburg im Namen des Kaisers und der deutschen Fürsten über die Einigung zwischen Papst und Konzil geredet; hier sind nach der Absetzung des Papstes Eugen am 25. Juni 1439 die Führer des Konzils beisammen gesessen und haben, während draußen die Pest wütete, darüber beraten, ob die Wahl eines neuen Papstes sofort vorzunehmen oder zu verschieben sei.

Im Münster selbst fanden die Sessionen des Konzils statt, und zwar im Chor. Nur ausnahmsweise scheinen einzelne Sessionen im Schiff abgehalten worden zu sein. Die Sitze, aus je drei Bankreihen auf jeder Seite des Chores gebildet, wurden auf Kosten der Stadt angefertigt; am

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/513&oldid=- (Version vom 1.8.2018)