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Boten nach Konstanz und nach Straßburg geschickt, um zu sehen, ob man dort nicht besser Unterkommen könnte als hier.“ So klagte man bei den Konzilsleuten. Auf der andern Seite aber, im Volke, ging die gemeine Rede, als wieder einmal der Hagel alle Reben um Basel verwüstet hatte, daß seit Beginn des Konzils kein Gedeihen mehr in den Früchten gewesen und das Konzil hieran Schuld sei.

Der Rat hatte mit unaufhörlichem Widerstand zu kämpfen, auch bei seinen eigenen Leuten, denen insbesondere das für die Dauer des Konzils und für die ganze Bannmeile Basels erlassene Verbot des Vorkaufs lästig sein mußte. Auf heftige Opposition, die dem Rat bereitet wurde, deutet auch sein Vorgehen 1434, als er den Bäckermeister Erhard Lindwurm von Neuenburg a/Rh. nach Basel kommen ließ, ihm ein Haus in der St. Johannvorstadt einräumte und das Backen von Roggenbrot auftrug, um „gemeine Leute damit am besten und ehrbarsten zu versorgen.“

Aber auch außerhalb Basels ergaben sich Schwierigkeiten. Schon 1431 befürchtete man in der innern Schweiz eine Teurung infolge der Ankäufe der Basler für das Konzil und beriet Gegenmaßregeln; was wenige Jahre später im Elsaß geschah, wird noch zu erwähnen sein.

Auch andre Dinge gaben zu reden; so beschwerte sich im Januar 1433 das Konzil über den Preis der Wachskerzen, deren man für Lichtmeß bedurfte. Sodann das Hereinkommen fremder Handwerker und Händler. Sie konnten zum Gefolge eines einzelnen Fürsten oder Prälaten gehören; in der Regel waren es Solche, die dem Konzil folgten wie einem Jahrmarkt: Schneider und Schuhmacher, Kürschner, Gewandleute, Apotheker und Spezierer, Krämer aller Art, aber auch Goldschmiede und Juweliere, Seidenhändler, Wechsler. Sie stellten ihre Verkaufsbuden und Tische auf die Gassen, hauptsächlich in der untern Stadt bei Kornmarkt und Kaufhaus; die Safranzunft vermietete die ganze breite Fassade ihres Hauses für Buden; der Rat selbst ließ solche im Rathaushof aufschlagen und zog Zins davon. Andere mieteten sich Gaden in den Häusern zum Betrieb ihres Geschäftes, wie z. B. im Schlüsselzunfthaus geschah.

Das Vorhandensein dieser Fremden war natürlich den Angesessenen ein Aergernis, ließ sich aber nicht verhindern; die Schneiderzunft erkundigte sich bei ihren Kollegen in Konstanz, wie man dort zur Zeit des Konzils mit den fremden Schneidern verfahren sei. Ein Weg mußte gefunden werden; und so unwillkommen diese Konkurrenz im Momente sein mochte, so notwendig war sie angesichts des plötzlich vorhandenen ungeheuren Konsums. Daß diese Fremden mit dem Konzil kamen und wieder verschwanden,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/506&oldid=- (Version vom 1.8.2018)