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Silvio u. A. die Fruchtbarkeit der Basler Gegend, die Fülle der Weinberge, in denen das Land prange, den Reichtum des Rheins an Fischen; die Verproviantierung einer so gewaltigen, wählerischen, zum Teil an andre Kost und Küche gewöhnten Menge war eine schwere Aufgabe. Auch deswegen, weil die ganze städtische Gesetzgebung über Pfundzoll, Weinzoll, Mühleungeld u. dgl., unmittelbar berührt wurde. Die Durchführung dieser Vorschriften bei den großen Quantitäten der hereingebrachten Viktualien, des hier gemahlenen Kornes usw. rief sofort dem Widerspruch der Konzilsherren und der mit ihnen in die Stadt strömenden Lieferanten. Das Konzil verlangte, daß Lebensmittel in genügendem Maße vorhanden und deren Preise nicht höher als vor Eröffnung des Konzils sein sollten. Hierauf erwiderte der Rat, daß er nichts tun und versprechen könne; in der Stadt wachse nichts und die umliegenden Lande seien ihm nicht untertan. Die Konzilsleute seien beim Kaufen in derselben Lage wie die Einwohner der Stadt selbst. Das Konzil verlangte fernerhin gänzliche Steuerbefreiung des Handels mit Lebensmitteln. Der Rat erwiderte, daß die Basler Abgaben und Zölle niedriger seien als in Lamparten und Siena; er könne sie nicht entbehren angesichts der großen Sorgen, Ausgaben und Arbeiten, die ihm das Konzil verursache; von den dem Konzil angehörenden Käufern wolle er nichts nehmen, aber die Verkäufer seien zur Abgabe verpflichtet. Endlich kam 1433 eine Einigung zu Stande. Für das Brot wurde die Aufstellung einer Taxe vorgesehen, der Vorkauf von Getreide und andern Lebensmitteln untersagt; Weinungeld sollte nur von den in den Wirtshäusern abgegebenen Weinen entrichtet werden, von den im Großen und auf dem Markte verkauften Weinen aber der Pfundzoll, wie bisher üblich war; fremde Weine wie Malvasier usw. wurden aller Steuer enthoben. Beim Verkauf von Fleisch und Fischen sollten die bisherigen Ordnungen unverändert gelten, für die Fremden so gut wie für die Basler.

Damit war der Streit beigelegt, aber die Schwierigkeiten konnten nicht beseitigt werden. In den untern Schichten der Konzilswelt wurde bitter geklagt. Ein Mönch aus Cluny schrieb im Frühjahr 1434 seinem Abt nach Hause: „Die Häuser sind teuer und steigen immer noch im Preise. Das Geld wird immer geringer. Die Viktualien mangeln. Das Fleisch reicht kaum für die Hälfte der Anwesenden und täglich kommen Neue an, sowohl Fürsten als Prälaten. Alles ist teuer: das Fleisch, die Eier, das Brot, der Wein, für die Armen gibt es keine Fische. Es besteht weder Maß noch Vorschrift, und die Bürger halten nicht was sie versprechen. Daher ist aufs neue von einer Verlegung des Konzils die Rede; man hat

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/505&oldid=- (Version vom 1.8.2018)