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teils mit Grasflächen und Baumschatten die herrlichste Gelegenheit zu Erholung, Tanz, Spiel, Wettkampf, Zureiten der Pferde bieten. Turniere werden auf dem Platze beim Münster abgehalten.

Auf diesen Plätzen stehen schöne Brunnen; derjenige des Fischmarkts ist mit den Bildern der Madonna und zweier Heiligen geschmückt. Auch in allen Gassen und in vielen Häusern findet man Brunnen; allenthalben rauscht und sprudelt das klare süße Wasser; selbst das brunnenreiche Viterbo kennt nicht solche Fülle.

Bei der Schilderung der Häuser weiß der Venezianer nur von den Kaufläden zu reden. Enea Silvio dagegen trägt alle die Reize zusammen, die er an den Wohnungen der Bürger entdeckt: den buntschillernden Glanz der in farbigen Ziegeln gedeckten Dächer, die strahlendweißen, meist mit Malerei gezierten Fassaden, die Lust der Gärten und Brunnen, im Innern sodann die warmen Stuben, wo verwunderlicherweise auch der Fußboden, neben Decke und Wänden, mit Holz belegt ist, die Fenster mit Glas geschlossen sind, Teppiche hängen, Singvögel lärmen. Das Ganze, bis zu den Störchen, die auf der First des Daches nisten, das Bild einer wenn auch kleinen und engen, doch sicher begründeten Behaglichkeit. Das Rathaus, das Zeughaus, das Gesellschaftshaus zur Mücke und die Zunfthäuser werden nur kurz erwähnt. Etwas mehr Worte schenken die Schilderer den Kirchen. Freilich vermissen sie hier die edle Herrlichkeit des Marmors, den Schmuck der Altäre und Priestergewänder, den Reichtum an Bildwerk, Zierraten, Gemälden, den die Kirchen der Heimat bergen. Hier ist Alles viel schlichter. Dafür finden sich Eigentümlichkeiten wie die Totenschilde der Adelsgeschlechter und namentlich die gleich Zellen in die Mitte der Kirche hineingebauten Betstühle, in denen die Frauen mit ihren Mägden eingeschlossen dem Gottesdienste beiwohnen, und die je nach der Vornehmheit der Besitzer höher oder niedriger sind. Hervorgehoben werden der prächtige Aufsatz des Hochaltars im Münster mit der in Stein gehauenen Darstellung des Gekreuzigten und der Apostel, die Münsterorgel, Glocken und Uhrwerk in den Münstertürmen. Die Augustinerkirche ist sehr schön; die Barfüßerkirche imponiert durch ihre Größe; die Martinskirche trägt das Ratsgeläute; in der Peterskirche sind die steinerne Altartafel und die Orgel zu rühmen. Alle diese Kirchen sind reich an Heiltum; der vom heimatlichen Reliquiensinn erfüllte Gatari ergeht sich bei Aufzählung dieser Schätze in einer ungewohnten breiten Ausführlichkeit.

Auch die Befestigungen werden erwähnt. Der innere Mauerring, dessen Graben mit alten Steinen von Judengräbern eingefaßt ist, scheint

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/501&oldid=- (Version vom 1.8.2018)