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Coutance, der Offizial von Paris, die Bischöfe von Regensburg und Lausanne, der Dekan von Utrecht, die Aebte der nahen Klöster Lützel, Murbach, St. Blasien waren unter den ersten jetzt Ankommenden. Als Gesandter des Papstes trifft der Bischof von Parenzo in Dalmatien ein, als Vertreter des Königs und Schirmherr des Konzils Herzog Wilhelm von Baiern; neben Paris schicken nun auch andere Universitäten, wie Erfurt und Heidelberg, ihre Deputierten. Aber vor allem sind es Geistliche, die zu allen Toren einziehen: der Erzbischof von Trier, die Bischöfe von Périgord, Genf, Lodi, Parma, der Abt von Citeaux, der Propst von Zürich, ein Doktor von Halberstadt, ein deutscher Provinzial der Minoriten, die Offiziale von Lausanne und Autun; Repräsentanten schicken die Erzbischöfe von Mainz, Salzburg, Bremen, die Bischöfe von Merseburg, Freiburg, Verdun, Worms, Arras, die Herzoge von Savoyen und Mailand. Diese Namenreihen offenbaren uns die Universalität der Versammlung und das rasche Wachstum ihrer Macht. Ueberdenken wir Zahl und Art der künftig noch Herzukommenden, so wächst unsre Vorstellung von dem, was das Konzil allein schon in seiner äußern Erscheinung war, ins Gewaltige. Hiezu trat seine innere Bedeutung. Die Zeit begann, während deren die beiden Pole der kirchlichen Welt Rom und Basel hießen.


Wie stellte sich Basel seinen Gästen dar?

Auffallend und beschwerlich war den Südländern vor allem das Klima der Konzilsstadt; die Kälte und die Schneemassen des Winters werden von ihnen mit unverhülltem Abscheu erwähnt. Das Konzil konnte allerdings gleich zu Beginn einen Basler Winter kennen lernen, als schon im November 1431 eine so furchtbare Kälte eintrat und bis Lichtmeß 1432 anhielt, daß auf dem offenen Lande Menschen und Tiere erfroren und in der Stadt der Rhein vom Eise geschlossen wurde. Dafür erschien der Sommer als zu kurz; und wenn auch Wein und Getreide in Fülle wuchs, so entschädigten unter den Früchten die überreichlich gedeihenden Aepfel nicht für den Mangel von Feigen und Kastanien. Auch das häufige Regnen war unwillkommen.

Für das damalige Aussehen der Stadt waren in der Hauptsache zwei Katastrophen maßgebend gewesen: das Erdbeben von 1356 und der große Brand von 1417. Der letztere hatte die Behörde zum Erlaß strenger Bauvorschriften, zu einer methodischen Regelung des Bauwesens veranlaßt, die nun nicht nur den Neubauten in den vom Feuer verheerten Straßen, sondern allen Quartieren zugute kam. Die hölzerne Stadt wurde allmählich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/499&oldid=- (Version vom 1.8.2018)