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goldener gewesen war, jetzt aufgab. 1424 verließ er die Zunft zu Safran und trat in die Hohe Stube ein.

Aber als die schönste Ergänzung zu diesem Reich- und Vornehmwerden und als die treffendste Charakterisierung des Mannes selbst stellt sich die Tätigkeit dar, die er in eben diesen Jahren, reife Kraft und gesichertes Ansehen einsetzend, den öffentlichen Dingen widmete.

Der für uns erkennbarste Teil sind seine Gesandtschaftsreisen. Es war etwas Unermüdliches in ihm. Die Legationen, die ihn von Basel aus nach den Städten und Schlössern der oberrheinischen Gegend führten, sind zahllos. Aber über sie hinaus sehen wir ihn im April 1421 am Nürnberger Reichstag, im folgenden Mai in Straßburg, im Juni beim König Sigmund in Preßburg, im März 1422 ebenfalls beim König in Nikolsburg, im folgenden Juli und August wieder in Nürnberg beim großen Reichstag, im März 1423 am Städtetag in Ravensburg, im Januar und dann wieder im Herbst 1424 in Ungarn bei König Sigmund, im Februar 1425 wieder dort, im April 1425 am Ulmer Städtetag, 1427 in Rom, 1429 in Preßburg, 1430 in Ulm. Auf diesen Reisen ist Offenburg der weitbekannte und geachtete Mann geworden. Die Städteboten vom Rheine und aus ganz Süddeutschland, die ihn bei den Versammlungen zu sehen und zu hören bekamen, konnten inne werden, wie viel die Sache gemeiner Städte an diesem klugen Basler besitze; in der königlichen Kanzlei fand der „Herre Offenburg“, wie er dort hieß, den aus Anerkennung und Aerger gemischten Respekt, den kein Verkäufer dem überlegenen Händler versagen kann. Beim König selbst war er seit den Konstanzer Tagen guter Aufnahme immer gewiß. Als ihm dieser zu dem früher verliehenen Wappen nun noch eine goldfarbene Krone gewährte, war es die Anerkennung der inzwischen geschehenen Standeserhöhung.

Das Wichtigste leistete hiebei Offenburg seiner Stadt in den Angelegenheiten des Kemser Zolles und der Reichspfandschaften.

Diese Reichspfandschaften waren die Vogtei und der Transitzoll zu Basel. Auf dem Zoll standen viertausendfünfhundert Gulden, auf der Vogtei nicht mehr als tausend Gulden, so daß König Sigmund eines Tags, als ihm dies bei Durchgehung der Registraturbücher der Reichskanzlei auffiel, die Vogtei in guter Meinung dem Henman Offenburg zur Lösung antrug. Dieser freilich trat hierauf nicht ein; aber statt seiner meldete sich sofort ein anderer Bewerber um diese wichtige Rechtsame, Basels Nachbar, der alte Markgraf Rudolf. Die Gefahr war nicht klein. Und nun zeigte sich Offenburgs Verdienst. Er wußte den Entscheid über das Begehren des

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 467. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/486&oldid=- (Version vom 1.8.2018)