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Auch die Edeldamen waren hier zu sehen, während den Bürgerweibern vom Rate befohlen worden war, zu Hause zu bleiben und zum Feuer zu sehen. Eine große Volksmenge füllte den verschneiten Münsterplatz.

Die Gottesdienste in den Kirchen waren früh beendet worden; zur verabredeten Zeit, eine Stunde nach Sonnenaufgang, traten die Kämpfer von entgegengesetzten Seiten in den Ring und begannen den Zweikampf. Zu dreien Malen, mit Rastpausen dazwischen, griffen sie sich an: zuerst warfen sie die Lanzen und wechselten fünfzig Streiche mit der Mordaxt, dann vierzig mit dem Schwerte, dann dreißig mit dem Degen. Sie fochten ritterlich, und Beiden gab man große Ehre; zuletzt blieb Juan de Merlo Sieger und erhielt als solcher vom überwundenen Ramstein einen Rubin als Kampfpreis, dann aber, noch auf dem Platze des Streites, von der Hand des Grafen Hans von Tierstein den Ritterschlag.

Wohl um dieser Basler Ritterwürde willen hat der hier durchgefochtene Kampf in der Erinnerung des Merlo und seiner Landsleute besondere Bedeutung und einen die Kunde der andern Taten überdauernden Ruhm erlangt. Noch der späte Cervantes läßt seinen Helden, da er den treuen Sancho und den Canonicus von berühmten abenteuernden Rittern und ihren Großtaten unterhält, auch die Geschichte des Juan de Merlo und seines Kampfes mit dem Ramsteiner in Basel erzählen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/483&oldid=- (Version vom 1.8.2018)