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Holländer Peter von Leyden und Samson von Herzogenbusch arrestierte. Ende 1423 wurde aber die Acht wieder aufgehoben, offenbar weil sich inzwischen die Städte mit den Basler Kaufleuten hatten verständigen können. Im April 1424 ist von einem solchen Vertrag die Rede; aber im Januar 1425 sah sich Sigmund neuerdings auf Klage der Basler zur Verhängung der Acht über einige der Städte veranlaßt.

Wir kennen den schließlichen Ausgang der Sache nicht und vernehmen nur, daß im Januar 1430 Schreiberleins Witwe und Söhne sich mit Adam von der Ziel, der nun in Speier wohnte, über ihren Anteil am Ergebnis einer allfälligen Abrechnung mit den Holländern verständigten. Ein Neben- oder Nachspiel eigener Art endlich war die Angelegenheit des Junkers Hans von Müllheim, der als Helfer Schreiberleins, zusammen mit Burchard Münch von Landskron, bei der Gefangennahme einer niederländischen Gesellschaft in der Nähe Basels beteiligt war und dann, als Schreiberlein auf Bitte Basels die Gefangenen freigelassen hatte, wegen des hiedurch ihm entgangenen Gewinnes Ansprüche an den Rat von Basel erhob; die Sache kam erst nach langen Verhandlungen zur Ruhe, indem durch die Schiedsleute darauf abgestellt wurde, daß Schreiberlein „Hauptmann“ des Unternehmens, der von Müllheim aber nur Helfer gewesen sei und somit die Anordnungen Jenes zu anerkennen habe.


So beschaffen war die Zeit. Wir haben den Eindruck einer allgemeinen Verwilderung und Verhärtung. Der Rechtsschutz ist an die engsten Grenzen gebunden. Oeffentliches und privates Wesen fließen merkwürdig ineinander: die Verwicklungen der Stadt machen dem Einzelnen des Leben unsicher, und die Händel des Einzelnen können der Stadt über Nacht einen Krieg bringen. Wir sehen eine Verwirrung vor uns, bei der immerfort Alles in Frage gestellt ist. Und dennoch gibt dieselbe Zeit uns auch das Bild hoher Blüte, ausgedehnten Gedeihens. Wir dürfen nicht glauben, daß jene Menschen die geschilderten Zustände seufzend und duldend tragen. Dulder waren allerdings sehr oft die Bauern, die „armen Leute“ auf dem offenen Lande. Aber in den Städten schuf solche Zeit ein starkes und tatenfrohes Geschlecht. Dieses empfand all den Kampf, mit dem Arbeit wie Genuß täglich neu erstritten und geschirmt werden mußten, keineswegs wie eine Prüfung oder ein schweres Verhängnis, sondern als die natürliche Zugabe zum Leben. Daher das nie nachlassende Anspannen aller Kräfte, beim Gemeinwesen wie beim einzelnen Bürger; unter der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/481&oldid=- (Version vom 1.8.2018)