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Sache täte ihnen in Treuen leid, aber ihrer Räte seien jetzt viele nicht in der Stadt, sondern draußen im Herbst und sie könnten nichts tun. So die Solothurner. Basel dagegen entzog sich auch diesmal der Hilfeleistung nicht. Es schickte Truppen; bei den Belagerten in Oberkirch waren auch seine Söldner, unter dem Befehle des Hans Wonlich; außerdem half es auf Konferenzen zum Frieden reden. Zuletzt war es doch nicht solche Vermittlung, sondern ein schöner Sieg der Straßburger selbst, über die Belagerer von Oberkirch, der die Sache zu Ende brachte.


Im übrigen stehen wir vor einem seltsamen Gewirre, das diese Jahre füllt. Nur die wenigen großen Ereignisse und die mächtigen Herrscher treten heraus. Auch Gestalten wie der Rötler Markgraf und die Grafen von Tierstein nehmen nicht mehr die weithin sichtbare Stellung ein wie vordem. Völlig im Dienste Oesterreichs steht Graf Hans von Tierstein. Markgraf Rudolf, hochbetagt, geht in alter Weise, leise und klug, seinem Vorteil nach, auch mit Basel noch gelegentlich über allerhand Rechte streitend; daneben ist er auf Schloß Röteln der ruhige Beschauer dieser bewegten oberrheinischen Welt und legt das sich Ereignende in seiner Schloßchronik nieder. Aber er dominiert nirgends.

Um das wenige Große drängt sich eine allgemeine leidenschaftliche Bewegung, hervorgerufen durch zahlreiche Einzelkräfte, deren jede nur für sich arbeitet und sich Bahn brechen will. Das Ganze eine Erscheinung, die wir von da an nie mehr aus den Augen verlieren, zum erstenmal aber jetzt deutlich vor uns sehen. Sie erst macht das Bild der Zeit zu einem so reichen und gibt eine Vorstellung von den Aufgaben, die der Stadtregierung über große Politik und Verwaltung hinaus täglich erwuchsen. Und wie bunt ist die Menge dieser Personen: in den unaufhörlichen Fehden verwilderte und heimatlos gewordene Menschen, ein paar verwegene Kaufleute, schlechte Wirtschafter, aus der Bahn geworfene Existenzen, hauptsächlich aber die große derbe Schar der Freibeuter und Parteigänger. Man hat dabei nicht nur an Adlige zu denken, die der Armut ihrer Schlösser entflohen sind. Neben ihnen drängt sich in diesem Krieg- und Raubleben ein zahlreiches, niederes Volk jeder Art und Herkunft. Sie Alle finden in Kampf und Unruhe ihren Beruf und dienen Jedem, der sie kauft. Sie bilden die Banden, die, im Bestande stets wechselnd, das oberrheinische Gebiet in Erregung halten, bald Straßenräuber, bald eine Soldateska von eigentümlichem Wert, deren oft krause Namen die Absagebriefe der Herren

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/476&oldid=- (Version vom 1.8.2018)