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in den Sundgau um einige Wochen zu verschieben. Bei Herzog Friedrich dagegen war vorerst nichts zu erreichen, da er den Ansprüchen Katharinas die Anerkennung verweigerte; in der schweren Sorge um den bevorstehenden Krieg sagte daher Basel dem König die Teilnahme am Zuge gegen die Husiten ab. Unterdessen ritten seine Gesandten eifrig hin und her, Arnold von Rotberg nach Innsbruck, Hug zer Sunnen und Offenburg nach Belfort, und ihre Arbeit hatte endlich Erfolg. Am 12. März 1423 trafen sich die streitenden Parteien in Basel, und hier kam es zum Vertrage, durch den Friedrich der Schwägerin auf Lebenszeit Elsaß und Sundgau wieder einräumte.

Basel machte hiebei nicht nur den Vermittler. Es leistete der Herzogin auch Geldvorschüsse, es schickte bewaffnete Mannschaft zum Akt der Uebergabe Belforts; Rotberg und Offenburg begleiteten die Herzogin, als sie ihre Lande wieder einnahm. Basel handelte mit allem dem im Interesse Burgunds, woraus sich auch die Verhandlungen erklären, die in eben diesen Tagen zwischen dem Rat und Herzog Philipp geführt wurden. Aber das Motiv seines Handelns war auch jetzt wieder kein anderes, als das, dem Lande „Frieden und Gemach“ zu verschaffen, obwohl bei solcher Bemühung zwischen Streitlustigen, wie es gelegentlich sagte, „nit große früntschaft ze holen war“.

Immerhin gewann Basel im Jahre darauf den Beitritt Katharinas zur großen Liga gegen Markgraf Bernhard; am 24. April 1425 schloß es neben Freiburg, Colmar und Breisach mit ihr einen Münzvertrag.

Am 26. Januar 1426 starb Katharina. Ihr Andenken lebte auch im Steinenkloster zu Basel, das sich ihrer Gunst zu erfreuen gehabt hatte, in einer Jahrzeit weiter.

Aber mit Katharina starb keineswegs der burgundische Anspruch. Sie hatte ihren Neffen Herzog Philipp zum Erben eingesetzt, und obwohl nun die auf ihre Lebenszeit ihr verschriebenen Elsässer Herrschaften an Friedrich zurückfielen, hatte Burgund noch immer Forderungen geltend zumachen, solange das Heiratsgut nicht zurückerstattet wurde. Damit war der Krieg gegeben.

Er dauerte von da an lange Jahre hindurch. Selten als offener anerkannter Krieg der beiden Mächte Oesterreich und Burgund, zumeist als ein latenter Zustand, in kleinen Formen, scheinbar zufällig, als Streit der beiderseitigen Vasallen, mit Grenzhändeln, Scharmützeln, Ueberfällen. Wir sehen unaufhörliche Konflikte der Adligen hüben und drüben; und wie das Land hiebei nie zur Ruhe kam, so stand auch Basel in Sorge.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/472&oldid=- (Version vom 1.8.2018)