Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/470

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

erwiesen, stand die Stadt doch in ernsten Sorgen. Sie erfuhr ja, was weiter hinten im Westen vor sich ging; das furchtbare kriegerische Gewoge, diese stets neuen Schrecken von Schlachten, Belagerungen, Stürmen, die damals Frankreich erfüllten, blieben unsern Landen keineswegs verborgen, und diese Kenntnis mußte notwendig Alles verschärfen und verdüstern, was von der Grenze gemeldet wurde. Wie bekümmert mochten die Gesandten Basels im Januar 1426 von Heidelberg heimreiten, wo ihnen der Pfalzgraf schlimme Mähre gesagt hatte: „es sei etwas im Werke; man arbeite und werbe am Herzog von Burgund und an Andern; man wolle Gäste in das Land bringen, etliche über die von Basel von des von Neuenburg wegen, etliche über die Reichsstädte von Gemars wegen, etliche über die von Straßburg von des Bischofs wegen, etliche über die im Breisgau von des Markgrafen Bernhard wegen. Den Erzbischof von Mainz habe man um Hilfe hiebei angesprochen, ihn den Pfalzgrafen um Neutralität; aber er habe geantwortet, daß er das nicht tun könne, denn er sei mit den Städten verbündet.“

Wer waren denn die „Walchen“, denen diese nie weichende Sorge galt, von denen in den Schriften beständig die Rede ist? Vor allem natürlich Frankreich und Burgund; doch diese nur im allgemeinen Sinne, als Größen, die nur von weitem gefürchtet zu werden brauchten. Die eigentlichen Vertreter dieses drohenden Wälschtums standen näher, waren deutlich erkennbar und oft unmittelbar spürbar. Dies waren die Herren Diebold von Neuchatel und Ludwig von Chalon, der von Vienne, der von Vergy, der von Froberg, der von Vaumarcus. Dann der große Graf Hans von Freiburg, der aus einem Breisgauer ganz zum Wälschen geworden war. In Beerbung seiner Mutter Verena hatte er die Grafschaft Neuenburg am See erhalten; außerdem finden wir ihn mit dem burgundischen Herrscherhause enge verbunden. Auf der Brücke zu Montereau 1419 war er einer der Begleiter des Herzogs Johann und Zeuge seines Todes; dem Herzog Philipp diente er im geheimen Rate und als Marschall von Burgund.

Es erweist sich aber, daß die ganze Bewegung nicht zunächst gegen Basel gerichtet war, sondern gegen Oesterreich, und hiebei handelt es sich vor allem wieder um Herzogin Katharina.

Wir erinnern an deren Streitigkeiten mit Herzog Friedrich von Oesterreich nach dem Tode ihres Gemahls, an die Einnahme ihrer Gebiete von Reichs wegen im Frühjahr 1415. Als im Mai 1418 Herzog Friedrich seinen endgiltigen Frieden mit König Sigmund machte, übergab ihm dieser

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/470&oldid=- (Version vom 1.8.2018)