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Breisach und Endingen. Er warf ihnen vor, daß sie in Verletzung der goldenen Bulle markgräfliche Untertanen zu Bürgern annähmen, und wendete sich, als sie ihm von sich aus nicht willfahrten, mit heftigen Beschwerden an Basel und Straßburg. Die angeschuldigten Städte verantworteten sich und erhoben ihrerseits bittere Gegenklagen über Ungebühren der Markgräfischen, Mißhandlungen der Ihrigen, Verletzung von Verträgen. Die Städte des Bundes suchten zu vermitteln; auch der auf Alles merkende Nachbar Markgraf Rudolf mischte sich begütigend in die Sache. Aber die Zwietracht war eine zu entschiedene, die Abneigung eine zu bewußte. Zahlreiche Konferenzen fanden statt, in Lichtenau und Baden, in Breisach, in Neuenburg. Aber „je mehr wir zu Tagen kommen, je mehr und je tiefer gedenkt man uns das Unsrige abzubrechen“ klagten die Freiburger. Sie empfanden die Ueberlegenheit der fürstlichen Unterhändler, die Nutzlosigkeit dieser wiederholten Besprechungen.

So erklärt sich, daß die Städte im März 1423 den Grafen Herman von Sulz, im Juli darauf den Smasman von Rappoltstein als Hauptleute in Dienst nahmen. Im gleichen Monat Juli gediehen nun auch die Verhandlungen zum Abschluß, die über Beitritt des Pfalzgrafen zum oberrheinischen Bunde geführt worden waren. Basel hatte zu diesen Verhandlungen seinen Bürgermeister Herrn Hans Reich nach Heidelberg geschickt, und am 30. Juli wurde der Bund geschlossen. Ueber die allgemeine Bedeutung hinaus, die diesem Akte mit Rücksicht auf die Beziehungen Ludwigs zu Bernhard und die Stellung Ludwigs zu König Sigmund zukommt, liegt für uns der Wert des überaus bemerkenswerten Vorganges, der einen Kurfürsten des Reichs zum Genossen dieser Städte machte, darin, daß er den Charakter des Bundes nochmals verschob. Der Bund war nun vollends kein Städtebund mehr und die in ihm angesammelte Opposition gegen Bernhard erheblich stärker geworden.

Alles drängte von jetzt an zum Entscheid. Sigmund freilich versuchte diesen noch aufzuhalten. Aus Ungarn, wo er zur Zeit verweilte, sandte er Boten um Boten an den Oberrhein, untersagte den Städten ausdrücklich jede Befehdung Bernhards, da dies dem großen Reichsunternehmen gegen die Hussiten schaden könnte, und mahnte zum Frieden. Die Städte schienen hierauf eingehen zu wollen; sie ließen den gewandtesten Unterhändler, den sie für diese Angelegenheit besaßen, Henman Offenburg von Basel, nach Ofen zum König reiten, um diesem ihre Absichten als gute darzustellen. Die Wirkung war die gewünschte: Sigmund zweifelte nicht mehr an einer gütlichen Lösung und forderte die Städte wie den Markgrafen zur Annahme

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/461&oldid=- (Version vom 1.8.2018)