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Empfindung hievon brachte sie über die bisherigen Beratungen hinaus zu Handlungen, die etwas bedeuteten. Das Hauptinteresse, das alle Sonderbegehren und Sonderbedürfnisse nun zurückdrängen mußte, war die Sorge um das Land überhaupt und dessen Frieden; ihm konnte nur dadurch gedient werden, daß die Städte sich unbedingt vertrauten und bei aller ihrer Arbeit ununterbrochen die Hand am Schwerte hatten.

Am 3. Oktober 1422 kam ein Bund der Städte am Oberrhein zu Stande, geschlossen durch vier Teile, deren erster und zweiter durch Straßburg und Basel, der dritte durch Colmar Schlettstadt Kaisersberg Mülhausen Türkheim, der vierte durch Freiburg Breisach Neuenburg Endingen gebildet war. Der Bund wurde geschlossen zum Zwecke allgemeinen Friedens in diesem Lande und auf daß Kaufmann, Pilger, Landfahrer und Kaufmannsgut sicher seien. Sein Bezirk reicht von Olten und dem Hauenstein bis zu Pruntrut und zieht sich von da zum Rotenberg und dem Grat der Vogesen nach bis Bitsch und an die Selz, auf der rechten Seite des Rheins von der obern Murg bis zur niedern Murg der Wasserscheide des Gebirgs entlang. Wird innerhalb dieses Bezirkes ein Teil oder eine Stadt angegriffen, so sollen die Andern zu Hilfe eilen; der Entscheid hierüber und die Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Bundesgliedern steht bei dem aus den Räten der Städte genommenen Siebnerausschuß, dessen Sitz Breisach ist. Markgraf Bernhard, dem zunächst der Bund doch gilt, wird in dem Instrument nur insoweit erwähnt, daß die Breisgauer Städte ihn „sofern es das Reich angeht“ ausnehmen. Die Organisation des Bundes hat vor allem die Defensive im Auge; eine kriegerische Absicht macht sich nicht bemerkbar. Krieg zu führen lag auch vorderhand gar nicht im Interesse der verbündeten Städte.

Wohl aber suchten sie ihren Bund durch Herbeiziehung weiterer Genossen zu erweitern und zu stärken. Im Dezember sollten die Waldstädte zum Beitritt gebracht werden, wozu aber die Einwilligung des Herzogs Friedrich noch nicht zu erhalten war. Dagegen schlossen sich am 22. Dezember die Gräfin Verena von Tübingen-Lichteneck und ihr Sohn Graf Konrad, die Ritter Berthold von Staufen und Hanman Snewlin von Landeck sowie Heinrich und Martin von Blumeneck dem Bündnisse an.

Durch diesen Beitritt kamen heterogene Elemente in die Bundesgenossenschaft, wurden Charakter und Tendenz der Liga verschärft. Dies um so mehr, da gleich darauf, im Januar 1423, ein neuer Konflikt mit Bernhard sich erhob und rasch bedrohliche Dimensionen gewann.

Diesmal war es ein Streit Bernhards mit den Städten Freiburg,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/460&oldid=- (Version vom 1.8.2018)