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zumal in Fällen, wie die Breisacher Grundruhr war. Sie mußten sich selbst helfen. Sie mußten zu gemeinsamem Handeln zusammentreten.

So erklärt sich, wie nun in kurzem ein Bund zustande kam. Zunächst trafen Basel, Straßburg und die breisgauischen Städte in aller möglichen Stille ihre Abrede; dann wurden auch die Elsässer Reichsstädte zu den Beratungen zugezogen. Daß bei solchen Zusammenkünften der Name Bernhard in Aller Munde war, ist natürlich; aber in den offiziellen Schreiben wird seiner kaum je gedacht, ist nur davon allgemein die Rede, „wie wir bei unsern Freiheiten bleiben mögen.“

Im Oktober 1420 forderte Basel auch Bern zur Teilnahme auf. In Breisach fanden wiederholt Konferenzen statt. Dann ging die Werbung weiter, an Speier, Worms, Mainz, aber auch an Ulm und Rottweil. Am 11. März 1421 sollten diese und die oberrheinischen Städte sich in Straßburg zur Beratung treffen. Wir kennen die Beschlüsse dieses Tages nicht; aber im April finden wir die Städteboten am Nürnberger Reichstag, wo sie auf den König warten, um ihm die angesammelten Beschwerden vorzutragen. Sie warteten vergeblich, der König kam nicht. Aber um so willigeres Gehör fanden die Straßburger und Basler bei ihren Kollegen aus andern Städten. Was sie diesen von Bernhard und der Breisacher Grundruhr erzählten, erregte in Allen das Standesgefühl, das Bewußtsein gemeinsamer Art aufs lebhafteste. In großer Zahl, alle die Boten der Städte in Schwaben, Franken und am Bodensee, am Mittelrhein und in der Wetterau kamen sie mit den Oberrheinischen zusammen, um „von der Städte anliegenden Sachen“ zu reden.

Aber hart neben diesen Städtern, die jeweilen früh morgens im Nürnberger Rathause beisammen saßen und debattierten, war auch der gefürchtete und gehaßte Markgraf Bernhard selbst in Nürnberg anwesend. Die Schritte Jener blieben ihm natürlich nicht verborgen, und was er nun in eben diesen Tagen ihnen entgegensetzte, ein Schutz- und Trutzbündnis mit dem ebenfalls in Nürnberg weilenden Prinzen Louis von Chalon, war allerdings geeignet, den Gegnern neuerdings zu denken zu geben, vor allen Andern den Vertretern der oberrheinischen und elsässischen Kommunen.

Von der Bedeutung der wälschen Nachbarschaft für diese Lande ist schon wiederholt die Rede gewesen. Alles was hiebei vorgekommen oder auch nur gefürchtet worden war, schien nun seine Steigerung in dieser Allianz zu finden, deren Spitze, wie deutlich gesagt war, gegen Jedermann ging, nur den König Sigmund ausgenommen.

Die Städte sahen sich zwischen zwei Feuer genommen, und die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/459&oldid=- (Version vom 1.8.2018)