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gebracht, dem er weiter flußabwärts, wo er Territorialherr war, seit Jahrzehnten und energisch huldigte. Dem entspricht, daß die beiden Städte selbst dieses Einzelereignis, bei dem sie doch ihre Angehörigen schwer geschädigt und sich selbst um wohlverbriefte Rechte betrogen sahen, zunächst auf sich beruhen ließen; aber sie machten es zum Anlaß eines allgemeinen und grundsätzlichen Vorgehens. Die Hemmung des Verkehrs, insbesondere auf dem einst als freie Königsstraße erklärten Rhein, durch Zölle und gelegentlich durch Grundruhr, war in allen Städten ein Gegenstand der Sorge und des Unwillens. An Protesten sowie an Gegenmaßregeln aller Art fehlte es nie, auch in unsrer Zeit nicht, und in dieser war es gerade Bernhard von Baden, der am allerhäufigsten und bittersten solcher Schädigungen bezichtigt wurde. Eine dauernd wirksame Opposition erfuhr er dabei freilich nicht von den Städten, sondern von Pfalzgraf Ludwig, der ihn im Jahre 1413 zum Abschluß eines Schiffahrtsvertrages nötigte; es wurde festgesetzt, daß alle Kaufleute mit ihrer Ware, auch wenn es Feinde seien, auf dem Rhein und dem Leinpfad zwischen Straßburg und Mainz sicher sein sollten. Der Pfalzgraf hatte bei den Verhandlungen hierüber auch die oberrheinischen Städte, zumal Basel, und selbst Bern zu seiner Unterstützung angerufen und alle Willigkeit bei ihnen gefunden. In Olten kamen die Boten von Bern, Zürich, Luzern, Freiburg, Solothurn mit denen von Basel zusammen, und was sie hier, im Sinne völliger Freiung des Rheins, abredeten, überbrachten die Gesandten Basels dem Pfalzgrafen. Der Vertrag kam dann nur der Strecke unterhalb Straßburgs zu Gute; aber bemerkenswert ist doch, wie die Initiative des Pfalzgrafen sich auch an die obern Gebiete wendet, denen dann freilich ein so starker Vertreter ihrer Interessen mangelte. Es ist die Zeit, in der König Sigmund, da er sich mit den Frankfurter Ratsherren über die Lage des Reiches unterhielt, die Mauthen und Zölle tadelte, die den Kaufmann und Jedermann so schwer belasten; dieselbe Zeit auch, die in Konstanz, als eine Handelsfuhre der Schweizer bei Ensisheim durch den von Lupfen weggenommen worden war, vom Brandenburger Markgraf die schöne Rede zu hören bekam: „Gott unser Herr hat ihm und den Seinen den Himmel geschaffen, und allen Menschen das Erdreich, damit sie sich darauf ernähren und Reich wie Arm ihre Nahrung suchen, obsich und nidsich wandeln. Darum soll von göttlichen Rechten Niemand weder von seinem Leibe noch von seinem Gute Geleit geben, weil des Reiches Straßen frei sein sollen, dem Armen und dem Reichen.“

Aber was solche Worte der Fürsten galten, merkten die Städte alltäglich,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/458&oldid=- (Version vom 1.8.2018)