Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/455

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Erst geraume Zeit später fand Basel Anlaß, darauf zurückzukommen. Aus einem Konflikte der großen Politik fiel ihm diese Möglichkeit nebenbei zu. Die Erwählung des Pfalzgrafen Ruprecht zum König 1400 hatte diesen rasch zum Gegner Bernhards gemacht, da Ruprecht darauf ausging, die durch das Königtum ihm gewordene Stärkung zu Gunsten seiner Hausmacht auszunützen, worin Bernhard eine Hemmung seiner eigenen territorialen Bestrebungen erkannte. Bernhard suchte seinerseits einen Rückhalt durch mächtige Verbindungen, insbesondere mit Herzog Ludwig von Orleans, dem gewalttätigen und ehrgeizigen Bruder König Karls. Die Folge war, daß Ruprecht dem Markgrafen Krieg ansagte und alle Stände des Reiches gegen ihn aufbot. Aber nur Wenige folgten: neben Graf Eberhard von Würtemberg, Bischof Wilhelm von Straßburg und den Brüdern Hans und Ludwig von Lichtenberg einige Städte des Elsaß — aber nicht Straßburg, das neutral blieb — sowie Basel. Am 28. März 1403 war durch König Ruprecht Fehde angesagt worden, und nach wenigen Tagen schon geschah der erste Schlag. Die Elsässer und Basler, mit Herrn Smasman von Rappoltstein, eroberten am 2. April Stadt und Schloß Gemar, zwischen Colmar und Schlettstadt gelegen, seit kurzem Pfandbesitz Bernhards, ein in den Händeln jener Jahre unaufhörlich genanntes Streitobjekt. Dann ergoß sich der Krieg, unter des Königs persönlicher Führung, mit Brand und Verwüstung in die markgräflichen Stammlande. Aber ohne Erfolg, und an dieser Unternehmung war Basel nicht beteiligt. Es hatte mit dem Zuge vor Gemar genug getan und erwartete nun mit Bestimmtheit, zu seinem Rechte zu kommen. Am 10. April schloß es mit König Ruprecht ein förmliches Bündnis gegen Bernhard, wobei der König versprach, keine Richtung noch Sühne mit Bernhard einzugehen, ohne daß auch Basel wegen der Forderungen, die es an den Markgrafen habe, „nach zeitlichen und möglichen Dingen“ befriedigt werde. Aber Zeit und Möglichkeit schienen Basel in der Tat entgegen zu sein; umsonst schickte der Rat seine Boten zu den Verhandlungen, die Ende Aprils in Worms zwischen den streitenden Teilen begannen. Am 5. Mai 1403 wurde dort der Friede geschlossen. Auch Basel war dabei inbegriffen, sein Anspruch aber keineswegs erledigt, sondern der Entscheid dem König und den drei rheinischen Kurfürsten vorbehalten. Es nützte der Stadt gar nichts, daß sie ihre Klage wegen des Beinheimer Raubes nochmals wiederholte und die Summen, mit der jeder Kaufherr und jede Händlerin ihrer Stadt damals zu Schaden gekommen war, umständlich bei Heller und Pfennig aufzählte; „sie erkannte zu spät, daß sie sich unnötig in die Kriegskosten gestürzt hatte. Ihre Klage

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/455&oldid=- (Version vom 1.8.2018)