Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/447

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gewesen. Jetzt vor kurzem hatte sich dieses Schloß neuerdings in Erinnerung gebracht durch einen Ausfall und Raubzug seiner Besatzung. Man wußte, daß die starke Feste Diebolds liebster Besitz und seine ganze Hoffnung war.

Mit nicht gewöhnlicher Sorgfalt bereitete der Rat diese Expedition vor. Man war willens, mit ganzer Macht auszurücken; aber in der Auswahl der Mannschaft verfuhr man strenge, nahm nur die „mügenden und röschesten“ an. Zu Hauptleuten der Reiterei wurden Burchard zu Rhein und Hug zer Sunnen bestellt, zu Hauptleuten des Fußvolkes Konrad von Eptingen, Konrad zum Haupt und Eberhard Ziegler. Der Stadt Banner wurde dem Mathis Schlosser anvertraut; den Zünften gab man Gerfähnlein und ließ ihre Banner zu Hause. Der gewaltige Train, mit über sechshundert Pferden, stand unter dem Befehl des Henman von Tunsel. Vier große Büchsen wurden mitgeführt, deren jede ihren eigenen Büchsenmeister (Lamprecht, Pflegler, Seitenmacher, Simon) hatte.

Auch der Bischof rüstete. Er stellte hundert Reisige und aus den Herrschaften Biel und Neuenstadt sechshundert Fußknechte. Hauptmann über diese Truppe war Graf Hans von Tierstein, der den Johann von Froberg und den Hofmeister Hans von Flachsland zur Seite hatte.

Am Samstag nach Allerheiligen, 3. November, zog man von Basel aus. Am Sonntag traf das Heer unweit Pruntrut die Bieler und Neuenstadter Zuzüger. Am Montag stand die ganze Macht vor Hericourt.

Als jetzt die Basler die Schönheit und Wehrhaftigkeit des vor ihnen liegenden Baues staunend betrachteten, — die Stadt von einer Ringmauer umschlossen und hinter ihr, durch einen doppelten Graben gedeckt, das Schloß mit acht mächtigen Türmen aufsteigend, deren vier so stark oder noch stärker waren als daheim das Rheintor, — fühlten sie deutlich, daß es jetzt die Entscheidung des Krieges galt. Ungesäumt begannen sie die Beschießung, zunächst der Stadtmauern. Nach zwei Tagen war hier genügend Bresche gelegt, und schon stand das Heer zum Sturme bereit. Da zeigte sich, daß das Städtlein brannte; die neuenburgische Besatzung hatte das Feuer angelegt und sich ins Schloß zurückgezogen, nachdem sie die ihnen hinderlichen Weiber und Kinder drunten in ein Haus eingeschlossen hatte. Ungehindert drangen die Basler ein, gaben den Eingesperrten und schwer Geängstigten die Freiheit und unternahmen nun aus der Nähe die Beschießung des Schlosses selbst. Die Wirkung war eine so starke, daß die Belagerten bald Kapitulation anboten. Sie wurde angenommen und der erbetene freie Abzug gestattet. Am 10. November bei Sonnenaufgang ritten die

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/447&oldid=- (Version vom 1.8.2018)