Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/445

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bald meldete der Vogt zu Altkirch von Truppensammlungen an der Grenze, bald kamen alarmierende Berichte vom Grafen von Tierstein aus Blumenberg. Dann hatte der Ammeister Lombart in Straßburg und der Rat von Freiburg vernommen, daß Diebold von Neuenburg, der von Vergy, der Prinz von Chalon ihre Scharen zusammenzögen und einen Einfall planten; Aehnliches berichteten warnend auch der Pfalzgraf und die zu Speier versammelten Städteboten. Basel vernahm dies Alles und durfte nicht wagen, es für leeres Gerede zu halten. Seine Sorge war um so größer, als die vom Bischof in die Schlösser gelegten Besatzungen, soweit sie aus fremden Hilfstruppen bestanden, sich allmählich wieder davonmachten. Meist blieben nur die städtischen Landwehren zurück, und der Rat mußte den Bischof nachdrücklich zu besserer Mitwirkung auffordern. Der Krieg ward immer mehr zu einem Kriege der Stadt; sie durfte jetzt weniger als je nachlassen. Sie ergänzte ihr Kriegszeug; sie warb Schützen auf dem Schwarzwald, im Klettgau, bei Villingen und Rottweil. Edelleute wie Brun von Lupfen, Volmar von Künheim trugen dem Rat ihre Dienste an.

Aber immer aufs Neue wieder machte sich bei diesen städtischen Truppen, die aus Zünftlern, Freischaren, ordentlichen und ausnahmsweise eingestellten Söldnern, Einheimischen und Fremden bunt gemischt waren und die jedenfalls einer einheitlichen Leitung entbehrten, der Mangel an Disziplin geltend. Eine kurz vor Pfingsten zur Verstärkung nach Blumenberg gesandte Abteilung Basler Soldaten desertierte; eine zweite Schar, die der Rat nachschicken ließ, traf zwar dort ein, beging aber allerhand Zuchtlosigkeiten und vergriff sich an den Weibern des Städtchens. Das hatte zur Folge, daß ein Handstreich, den die Feinde gerade um diese Zeit planten, von den Einwohnern unterstützt wurde. Unter Führung des gewandten Freibeuters Ludwig Meier von Hüningen überfielen die Wälschen Nachts Blumenberg, nahmen es ein und machten einen Teil der Besatzung nieder. Die auf diese Nachricht sofort von Basel abgehenden dreihundert Bewaffneten fanden aber den Feind schon nicht mehr vor; sie besetzten Blumenberg wieder und gaben sich damit Genugtuung, daß sie dem Anton von Hagenbach, einem Helfer Ludwig Meiers, seinen Fischweiher ausleerten.

Kurz nach diesem Vorfalle, zu Anfang August, erhielten die Basler die bestimmte Warnung, daß Diebold ein Heer von dreitausend Reitern beisammen habe und von diesen einen Teil gegen ihre Stadt, den andern in das Delsbergertal zu werfen beabsichtige. Der Rat schickte überall hin Mahnungen zur Wachsamkeit, bereitete aber gleichzeitig eine Offensive vor.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/445&oldid=- (Version vom 1.8.2018)