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Schloß durch Beschießung zu gewinnen, schlugen fehl, da es an genügendem Geschütz fehlte. „Da zogen wir durch des von Neuenburg Land und haben dem neun Dörfer gebrannt und sind so wieder heimkommen“, meldeten die Basler am 13. Juni den Straßburgern.

Basel hätte mit dieser Expedion, bei der es gar keinen Verlust an Mannschaft erlitten, zufrieden sein können, wenn nicht bei diesem Anlasse wieder das unverschämte Reden des gemeinen Mannes sich so bemerklich gemacht hätte. Wie schon im Herbst 1424, beim Zuge nach Goldenfels, der Maurer Clewi Morant Meuterei anzuzetteln versucht hatte, so war auch jetzt wieder die freche Maulfertigkeit von Zünftlern laut geworden. Der Rebmann Laucher, der auf dem Marsche davonlief und durch den Ratsherrn Claus Murer in die Reihen zurückgewiesen wurde, erwiderte diesem trotzig: „Hier möget ihr so mit mir reden, aber daheim reden wir dann mit euch!“ Gündelin der Fischer, Fülin der Weinmesser, Cunrat Sliffer, Uli Mörnach der Metzger reizten unterwegs und nach der Heimkehr gegen den Rat auf: man sollte die Räte alle an die Grinde schlagen. Womit gehen sie um? Sie seien säumig und schonen den Feind; dem Büchsenmeister Lamprecht haben sie vor Clermont geboten, nebenaus zu schießen, da er das Schloß doch gut hätte treffen können. Mit Mörnach zusammen heckte der Schuhmacher Valkenstein den Plan aus, zwischen dem Kleinen und dem Großen Rat „eine Partie zu machen“ d. h. den Großen Rat unabhängig zu stellen, so daß er für sich allein berate und seine Beschlüsse durch einen Muntmann dem Kleinen Rat zu wissen tue. Diese Vorlauten und Unbotmäßigen wurden nach Recht mit Verbannung bestraft; doch die üble Wirkung solchen Gebahrens war damit nicht aufgehoben, und besorgt erkundigten sich andere Städte nach der „Uneinhelligkeit“, die hier ausgebrochen sein sollte. Es waren die alten Erbfehler der Tadelsucht und des Mißtrauens, die sich geregt hatten; aber was daheim in der Zunftstube etwa angehen mochte, hätte hier im Heer ohne weiteres unterbleiben sollen. Das Häßliche und Beunruhigende an der Sache war der Mangel militärischer Zucht und Art, den sie verriet.

Der Krieg ging weiter mit Streifereien und Scharmützeln. Im Juni verbrannten die Feinde Leimen; wenige Tage später stießen Basler Truppen bei Dattenriet auf die Burgundischen, erlegten oder fingen ihrer an die dreißig, darunter dreizehn Edelleute, und machten große Beute an Hengsten, Harnischen und anderm Gut.

Mehr noch als solche Ereignisse sorgten die unaufhörlich herumgebotenen Gerüchte für Aufregung. Man kam in keiner Weise zur Ruhe.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/444&oldid=- (Version vom 1.8.2018)