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vortragen und seinem Schutze empfehlen, der Bischof durch Dietrich von Ratsamhausen, die Stadt durch Henman Offenburg.

Im Februar 1425 kehrte Vaumarcus von Dijon zurück, mit einem Rekreditiv des Herzogs Philipp versehen. Welche Botschaft er dem Rate auszurichten hatte, erfahren wir nicht. Aber zu beachten ist, daß von da an in der Angelegenheit weder vom Herzog Philipp noch vom Herzog von Bedford mehr geredet wird. Sie scheinen in der Tat ihren Schützling sich selbst überlassen zu haben. Ganz nach dem Wunsche des Bischofs und der Stadt. Aber jedenfalls nicht um dieses Wunsches willen. Andere Interessen und wichtigere Ereignisse nahmen sie jetzt in Anspruch: die rings um die Person der Gräfin Jakobäa sich erhebenden Zwistigkeiten, der Krieg des Herzogs von Glocester mit Johann von Brabant und die diesem durch Philipp von Burgund geleistete Hilfe. Neben Dingen solcher Art war allerdings die Sache Diebolds so geringfügig, daß man sie gerne ihrer eigenen Entwicklung, in den Formen eines kleinen Grenz- und Provinzkrieges, überließ.

Im vorliegenden Falle war aber auch innerhalb dieser Beschränkung die Konstellation eine solche, daß Basel die Sache durchaus nicht leicht nehmen durfte.

Denn mit Diebold, der jetzt, da er von seinem burgundischen Herrn nichts zu erwarten hatte, die eigenen Kräfte nur um so erbitterter anspannte, tat sich nun, allgemeinem Gerede nach, derselbe Ludwig von Chalon zusammen, den die verbündeten Städte vor wenigen Monaten erst aus dem Lande gescheucht hatten. Und dazu kam, daß Basel fürchten mußte, im Streit mit diesen Beiden wenig Hilfe bei seinen Bundesstädten finden zu können, da zu eben dieser Zeit auch ein Einfall des Herzogs von Lothringen im obern Elsaß, der Gemarer Zwistigkeiten wegen, vorausgesehen wurde.

Weit herum in wälschen Landen, in Burgund und in Savoyen, so hieß es, warben Neuenburg und Chalon ihr Kriegsvolk. Man erwartete in kurzem den Einfall dieser Scharen; in Basel war man sogar auf eine Belagerung der Stadt gefaßt. Der Rat benachrichtigte alle Bundesgenossen; die Vögte auf den Schlössern mahnte er, sich wohlgerüstet zu halten; auch Olten wurde in außerordentlicher Weise armiert. Im Zeughaus wurde aufs emsigste Feiertags wie Werktags gearbeitet, die Ausrüstung in Stand gestellt, Munition angefertigt. Der Büchsenmeister Lamprecht und einige Herren des Rates umritten die Ringmauern; die schadhaften Stellen wurden ausgebessert, ungenügende Anlagen ergänzt; fünfunddreißig Klotzbüchsen und zwölf Steinbüchsen kamen hinter die Zinnen der größern Stadt zu stehen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/440&oldid=- (Version vom 1.8.2018)