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hatte. Umso schwerer traf ihn dieser Schlag; er sah sich einen seit Jahrzehnten genossenen Besitz seines Hauses entrissen.

Nicht umsonst wollte Diebold ein großer Vasall des Hauses Burgund sein, am Hofe viel gelten, wichtige Dienste geleistet haben. Gerade jetzt war es der Herzog gewesen, der ihn nach Paris gerufen und den eigenen Angelegenheiten entzogen hatte. Er erhob daher sofort bei seinem Herrn laute Klage, verlangte Schutz und Unterstützung, und Herzog Philipp trat wirklich auf seine Beschwerden ein. Er machte dem Bischof von Basel kräftige Vorstellungen über das an Diebold Verübte, als über ein contre raison et justice Geschehenes; er verlangte Rückerstattung des Raubes und schrieb gleichzeitig auch an den Rat von Basel mit dem Begehren, den Bischof zur Fügsamkeit zu bereden. Neben Philipp mischte sich aber auch der zweite mächtige Mann in Frankreich, der englische Regent des Königreichs, Herzog Johann von Bedford, auf Diebolds Anrufen in den Handel. Auch er schrieb an den Rat, verlangend, daß die eroberten Festen sofort an Diebold zurückgegeben oder wenigstens bis zu rechtlichem Austrag der Sache in Drittmanns Hand gelegt würden; werde dem nicht willfahrt, so seien er und Herzog Philipp entschlossen, pour notre honneur dem Herrn von Neuenburg zu seinem Rechte zu verhelfen.

Bischof Johann scheint zu dieser Zeit gar nicht in Basel anwesend gewesen zu sein, sondern in seiner Abtei Selz. Er verkehrte brieflich mit dem Rat über die den Herzogen von Burgund und Bedford zu erteilende Antwort. Inzwischen aber kamen Gesandte dieser Herzoge im November nach Heidelberg, und dort trafen Boten des Basler Rates zur Verhandlung mit ihnen zusammen. Dann schrieben sowohl Bischof als Rat ihre Erwiderungen nach Paris und Dijon; doch sie befriedigten dort nicht. Une crue et maigre réponse nannte Herzog Philipp die Antwort Basels und wiederholte seine Forderung, dem Bischof ins Gewissen zu reden; er müsse nachgeben.

Aber man fragt sich, ob es den beiden Herzogen bei dieser Sache wirklich ernst gewesen sei. Schrieben sie ihre Briefe nicht nur dem Diebold zu Gefallen? Die Ruhe, mit der Rat wie Bischof ihre Forderungen behandelten, läßt vermuten, daß sie selbst Aehnliches dachten. Jedenfalls aber mußte ihre Politik sein, den Neuenburger Herrn von seinen hohen Protektoren zu isolieren. Um dies zu bewirken, wurde Herr Johann von Vaumarcus zur Unterhandlung nach Dijon geschickt; als burgundischer Kammerherr und zugleich Bürger von Basel eignete er sich für ein solches Geschäft. Daneben ließ man die Angelegenheit auch dem König Sigmund

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/439&oldid=- (Version vom 1.8.2018)