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Herrschaften in der Hauptsache nochmals zu bezeichnen. Neben Laufen, Birseck, Riehen, Istein, die sämtlich als Pfand dahingegeben waren, kommen hier namentlich in Betracht die westlichen Teile des Juragebietes. Dort war Mömpelgard Herr in Pruntrut, Neuenburg in St. Ursanne und in den drei Schlössern Spiegelberg, Kallenberg, Goldenfels, die auf den von der Schleife des Doubs durchschnittenen Gebirgszügen, in einer von Nord nach Süd sich ziehenden geraden Linie, als Grenzwächter des Territoriums sich erhoben; mit diesen Gebieten und Bergen sowie dem Schloß Plütschhausen, das die bei Lützel aus dem Delsbergertal in den Sundgau führende Straße beherrschte, hatte Diebold von Neuenburg die wichtigsten Punkte des Gebietes in Händen.

Ein Bischof, der in seinem Lande allein Herr sein wollte, konnte diesen Zustand nicht andauern lassen.

Johann von Fleckenstein anerbot dem Diebold die Lösung der Pfandschaften und hinterlegte die Summe beim Gericht in Basel. Diebold aber verweigerte die Annahme der Lösung, was zu erwarten gewesen war, und nun schlug Johann ohne Zaudern los. Er handelte nicht allein: mit mächtigen Freunden, wie den Erzbischöfen von Köln und Mainz, dem Pfalzgrafen Ludwig, dem Markgrafen Bernhard, hatte er sich über die Sache beraten und war ihrer Zustimmung sicher. Von dort her kam ihm auch Hilfe zu: die Grafen Emich von Leiningen und Hans von Sarwerden, die Junker Hans und Ludwig von Lichtenberg brachen auf, mit vielen Reisigen, zogen am rechten Rheinufer das Land herauf, vereinigten sich in Basel mit dem Bischof. Das Wichtigste für diesen war aber die Beteiligung der Stadt selbst. Welche Gründe den Rat hiezu bewogen, ist schon angedeutet worden. Jedenfalls zeigten sich die Basler völlig bereit, mitzuschlagen. Sie rüsteten eine Schar zum Zuge aus, auch mit Belagerungsgeschütz, und sandten dem Herrn von Neuenburg ihren Absagebrief. Dann brach die ganze Streitmacht auf, im Oktober 1424, und merkwürdig rasch wurde das Ziel erreicht. So gut vorbereitet auf dieser Seite die Sache war, so schlecht auf seiner Hut war der Gegner. Diebold selbst hielt sich in Paris auf, und seine Besatzungen argwöhnten nichts. In drei Tagen nach Beinheims Erzählung, weniger glaubhaft nach Gerungs Rapport in einer einzigen Nacht, waren das Schloß Plütschhausen, Burg und Stadt St. Ursitz, die Festen Goldenfels, Kallenberg und Spiegelberg eingenommen und in die Gewalt ihres natürlichen Herrn, des Bischofs, zurückgebracht.

Es war ein Handstreich, dessen sich Diebold, durch Familientradition nur an zaghafte Regenten des Basler Bistums gewöhnt, nicht versehen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/438&oldid=- (Version vom 1.8.2018)