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Mailand usw. Auch besondere Erwägungen und Verhältnisse kamen zur Geltung. Als 1418 einige Luzerner durch den Grafen von Nassau bei Metz gefangen genommen wurden, bat Luzern die Basler, sich für Freilassung der Seinen zu verwenden, „wan üch in Niderland kund ist“; und daß 1425 die Schwyzer und die Luzerner dem Basler Rat genaue Nachricht gaben von Fortgang und Erfolg ihres Kriegszuges über den Gotthard, erklärt sich aus der Bedeutung der Mailänderstraße für Basel.

Ueber allgemeine und ziemlich lockere Beziehungen ging alles dies nicht hinaus. Im Grunde war man hüben und drüben vom Hauenstein doch verschieden geartet: Basel als Handelsstadt auch in seinem politischen Leben durch Interessen dieser Art und überdies durch Rücksichten auf den Bischof, den Adel, die Herrschaft Oesterreich notwendigerweise bestimmt, während die Eidgenossen nur an sich, ihre Freiheit und Macht dachten und Rücksichten nicht kannten.

Ein Verhältnis besonderer Art band Basel an Bern und Solothurn. Seit dem 23. Januar 1400 war es mit diesen Städten verbündet, für zwanzig Jahre; die Beschirmung des Landes und gegenseitige Hilfeleistung, namentlich gegenüber Oesterreich, waren die Hauptpunkte der Abrede.

Aber Natur und Wert dieses Bündnisses zeigt sich deutlich im Vergleich mit dem zur gleichen Zeit bestehenden Bunde Basels und Straßburgs. Daß sich dieser als wirksamer erwies, geschah, weil die beiden Städte ähnlich geartet waren und nicht unmittelbar aneinander grenzten. Wie verschieden von Basel aber an Temperament, politischer Auffassung, Handlungsweise waren Bern und Solothurn, und die Folgen dieser Verschiedenheit zeigten sich täglich um so spürbarer, je benachbarter man sich war. Es ist zu begreifen, wie Basel dazu kam, schon bald nach Abschluß des Bundes den beiden Verbündeten eine Ergänzung des Vertrages vorzuschlagen durch Bestimmungen über gegenseitige Annahme von Bürgern, über den Entscheid von Streitigkeiten zwischen Angehörigen und über die Erledigung von Streitigkeiten zwischen den Städten selbst. Man ersieht deutlich, daß solche Konflikte nicht blos als möglich gedacht wurden, sondern tatsächlich vorkamen. In dieser Hinsicht war es namentlich das Verhältnis zu Solothurn, das wie die folgenden Jahrhunderte hindurch so schon damals dem Basler Rate unaufhörlich zu tun gab. Von Bern ist dabei kaum je die Rede; und doch wird man kaum verkennen dürfen, daß hinter dem zänkischen und zudringlichen Gebahren des kleinen und näher gelegenen Solothurn sehr oft der ruhige Wille des mächtigen Bern stand und wirkte.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/431&oldid=- (Version vom 1.8.2018)