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sich entziehen; seine Absicht war, auf französischem Boden gegen das Konzil aufzutreten. So flüchtete er denn, durch Herzog Friedrich von Oesterreich gefördert, zunächst nach Schaffhausen. Hier sammelten sich Kardinäle und Hofleute um ihn. Schreiben aller Art ließ er hier ausgehen, seiner Stellung als Papst noch völlig bewußt und sicher. Bis die Kunde kam, daß sein Helfer Herzog Friedrich vom König geächtet worden sei; da stob sein Hof auseinander. Von Wenigen begleitet floh er am Karfreitag, 29. März, „durch Regen, Wind und Schnee“ nach Waldshut; am Tage darauf gelangte er bis Laufenburg und rastete hier einige Tage. Aber die Steckbriefe Sigmunds gingen hinter ihm her; er flüchtete aufs neue, ins Gebirge; endlich am 9. April kam er nach Freiburg und nahm hier Wohnung bei den Dominikanern. Wieder versuchte er, sich als Alles vermögender Papst zu benehmen; er erließ Urkunden und Schreiben, gewährte Gunstbezeugungen, hielt Hof mit den Bischöfen und Beamten, die sich allmählich wieder bei ihm einfanden. Auch an Straßburg und Basel gingen Briefe von ihm; er verlangte ihre Gesandten bei sich zu haben. Was erwartete er von ihnen? Obedienz und Unterstützung? Doch wohl eher ihre Vermittlung zu einem annehmbaren Frieden. Denn mit Herzog Friedrich war er schon so gut als entzweit, und es war auch eine große Gesandschaft des Konzils auf dem Wege nach Freiburg, die den Papst zur Abdankung bringen sollte.

Dieser vermochte jedoch nicht Stand zu halten; er entwich wiederum nach Breisach, und als ihm die Gesandten hierhin gefolgt waren, ja ihn hier zu einer Besprechung genötigt hatten, trieben ihn Angst und Unruhe aufs neue hinweg. Er floh rheinaufwärts; da wurde in Neuenburg plötzlich um ihn her das Gerücht laut, daß die Basler bewaffnet im Anzuge seien, um ihn festzunehmen. Es war ein falscher Lärm; aber er nahm dem Papste den letzten Rest von Mut. Er kehrte zurück nach Breisach; am 27. April lieferte ihn Herzog Friedrich, der ihn nun völlig preisgab, nach Freiburg und in die Gewalt des Königs.

Basel hatte seiner Zeit die vom Papste erbetene Gesandtschaft in der Tat abgeordnet; Claus Murer und Henman Offenburg gehörten ihr an. Zusammen mit den Straßburgern und mit Markgraf Rudolf waren die Basler erst in Freiburg beim Papste und bei Herzog Friedrich, dann in Konstanz beim König und dem Konzil tätig. Wir nehmen an, für eine Vermittlung, bei der sie aber nichts erreichten. Denn mit Papst Johann ging es nun rasch zu Ende. Er kam nach Radolfzell in Haft; am 29. Mai entsetzte ihn die Synode zu Konstanz

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/417&oldid=- (Version vom 1.8.2018)