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des Königs gab ihm eine über das Kirchliche hinausgreifende Bedeutung. Reichstage wurden in Konstanz abgehalten; und so zeigten sich zwischen all den Klerikern auch die zahlreichen Botschafter der Städte, die Fürsten und Herren, die nur Weltliches im Sinne hatten, nur den König suchten und in seiner Nähe ihrer Geschäfte warten wollten.

Auch die Stadt Basel war in Konstanz vertreten. Sie hatte gleich zu Beginn des Konzils dort ein Quartier gemietet und den Schild mit der Stadt Wappen daran befestigt. Die Miete war geschehen im Einverständnis mit den Straßburgern, deren Herberge nahe bei derjenigen Basels gelegen war.

Als Vertreter Basels in Konstanz begegnen uns Burchard zu Rhein, Cunzman von Ramstein, Claus Murer, Johannes Wiler. Aber jeweilen nur für kurze Zeit. Eine dauernde Vertretung besaß Basel an Henman Offenburg, der in eigenen Angelegenheiten sich in Konstanz aufhielt.

Er hatte hier gleich zu Beginn des Konzils eine Bank aufgetan, in gleicher Weise wie die großen Florentiner Wechsler, und besorgte entweder persönlich oder durch seinen Angestellten Peter Gatz Fürsten und Herren ihre Geldgeschäfte. Vor allein auch dem allezeit geldbedürftigen König. Nicht umsonst natürlich; auch nicht auf Verzinsung und Rückzahlung. Wohl aber erhielt auch Offenburg, so gut wie andere Kreditoren, für seine Vorschüsse Anweisungen, Pfandverschreibungen, Lehen aller Art: den Bannwein zu Mülhausen, das Schultheißenamt daselbst, die Steuer daselbst, die Fischenz in der Sisselen u. a. m. Doch verblieb es hiebei sticht. Sigmund brauchte Offenburg nicht allein als Geschäftsmann; er schätzte ihn auch als den klugen, gewandten, angenehmen Rat und Gesellschafter. Seit geraumer Zeit hieß er sein Diener; jetzt nahm er ihn und all seine Habe und Kaufmannschaft ausdrücklich in des Reiches Schutz auf; er liebte es, ungehemmt und vertraulich mit ihm zu verkehren. Noch im hohen Alter erinnerte sich Offenburg daran, daß er in Konstanz wohl einen Monat lang des Königs Zimmergenosse gewesen war, nachts vor dessen Bette geschlafen hatte.

Aber zu Hause war Offenburg Oberstzunftmeister, eines der Häupter der Stadt, und es erhellt ohne weiteres, wie große Dienste er jetzt in Konstanz, so nahe dem König, seinem Gemeinwesen leisten konnte.


Am 21. März 1415 in der Frühe verbreitete sich durch die Konzilsstadt die erstaunliche Kunde, daß während der Nacht Papst Johann sich heimlich davon gemacht habe. Er war vor der Opposition, die sich immer feindlicher gegen ihn erhoben hatte, gewichen; auch dem König wollte er

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/416&oldid=- (Version vom 1.8.2018)