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Drittes Kapitel.
König Sigmund und Herzog Friedrich.




In derselben Zeit, da Basel unter schweren inneren Kämpfen die bisherigen Machthaber beseitigte und mit Einsetzung des Ammeisters ein neues Regierungssystem anwendete, vollzog sich auch in den großen Geschicken der Welt der mächtigste Wechsel.

Das Konzil zu Pisa wählte am 17. Mai 1410 den Papst Johann XXIII., während die vor Jahresfrist durch eben dieses Konzil als abgesetzt erklärten Benedikt XIII. und Gregor XII. keineswegs ihren Rücktritt genommen hatten, noch auch die großen Bereiche ihrer Obedienzen eingebüßt hatten.

Und diese „verfluchte Dreiheit“ wiederholte sich nun in der Besetzung des deutschen Königstrones. Am Tage nach der Wahl Papst Johanns war König Ruprecht gestorben; als seinen Nachfolger wählten die einen Kurfürsten am 20. September 1410 den König Sigmund von Ungarn, die andern am 1. Oktober den Markgraf Jost von Mähren, Sigmunds Vetter; diesen Beiden entgegen stand der alte König Wenzel, Sigmunds Bruder, den Ruprecht 1400 verdrängt hatte, der aber noch in einem Teile des Reiches als Herrscher angesehen wurde.

So waren drei Päpste und drei Könige zu gleicher Zeit. Aber nicht für lange. Denn Jost starb schon im Januar 1411, und da Wenzel tatsächlich wenig mehr zu bedeuten hatte, konnte nur Sigmund noch als König gelten. Seine Persönlichkeit, sein Wille, sein Herrschergefühl waren in jeder Beziehung stärker als bei seinen Vorgängern, dabei die Verhältnisse des Papsttums so geschwächt, daß dem König seine Aufgabe wesentlich leichter fiel. Das ganze Gefühl der in den langen Kämpfen des Schisma erschöpften, nach Erlösung aus dieser schweren Bedrängnis und Verwirrung der Gewissen verlangenden Christenheit kam ihm entgegen, begrüßte ihn als Schirmherrn der Kirche, erwartete von ihm allein die notwendige Rettung. „Unser Herr der König hat in seiner Hand Himmel und Hölle, kann das

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/412&oldid=- (Version vom 1.8.2018)